Die Schweizer Börse hat am Freitag leicht zugelegt. Grund dafür waren vor allem die Kursgewinne bei den defensiven Schwergewichten. Dagegen büssten vor allem Finanzwerte und konjunktursensitive Titel mehr oder weniger stark an Wert ein. Anlegerinnen und Anleger hätten sich wohl angesichts der vielen Unsicherheiten etwas defensiver positioniert, meinte ein Händler. Grundsätzlich war am Markt von einem eher ruhigen Tag die Rede, auch die Eröffnung der Wall Street am Nachmittag hatte keinen grossen Einfluss auf das Geschehen.

Weder die wenigen Unternehmensnachrichten noch die US-Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und den Dienstleistungssektor, die für den April besser als erwartet ausfielen, hätten die Kurse erkennbar beeinflusst, hiess es am Markt. Grundsätzlich sei der Markt weiter im Spannungsfeld zwischen Inflations- und Rezessionsängsten bzw. höheren und tieferen Zinsen. "Die Notenbanken sind weiterhin in diesem Dilemma gefangen", so ein Händler. "Und da sich momentan keine Seite so wirklich durchsetzen kann, bleibt am Ende ein Seitwärtstrend übrig."

Der SMI notierte zum Schluss 0,61 Prozent höher auf 11'460,58 Punkten, im Wochenvergleich ergibt das ein Plus von 1,0 Prozent. Der Schlussstand war gleichzeitig ein neues Jahreshoch, das alte stammte noch von Mitte Januar. Seit der US-Bankenkrise und der CS-Rettungsaktion Mitte März seien vor allem wieder defensive Titel gefragt - und da es von diesen im SMI viele gebe, notiere dieser nun auf Jahreshoch, meinte ein Marktbeobachter.

Der breite SPI zog derweil am Freitag um 0,69 Prozent auf 15'049,41 Stellen an. Der SLI, in dem die Gewichtung der grössten Aktien gekappt ist, blieb dagegen mit +0,40 Prozent auf 1787,57 Zähler etwas dahinter zurück. Von seinen 30 Titeln schlossen 18 im Plus und zwölf im Minus.

Weit vorne bei den Gewinnern zu finden waren den ganzen Tag die beiden Pharmariesen Roche (+1,2 Prozent) und Novartis (+0,9 Prozent). Die Titel hätten neben ihrem defensiven Geschäftsmodell auch davon profitiert, dass sie regelmässig mit positiven Newsmeldungen aufwarten würden, sagte ein Händler. So hat zuletzt der Novartis-Partner Beigene positive Daten für ein Krebsmittel vorgelegt.

Nestlé (+1,4 Prozent) legten dank einer starken Schlussauktion gar noch etwas mehr zu. Händler sprachen hier unter anderem auch von Käufen vor dem am Dienstag erwarteten Quartalsbericht. Schon am Montag wird derweil die Dividende (von 2,95 Fr. je Titel) fällig. Doch diese dürfte Nestlé angesichts des "starken Flows" wohl rasch wettmachen, meinte ein Händler. Sowohl Nestlé (bei 116,54 Fr.) und Novartis (bei 89,31) erzielten am Nachmittag neue Jahreshochs. Roche notieren zwar immer noch klar darunter, haben aber immerhin einen guten Teil der Verluste vom Februar und März mittlerweile wieder weggemacht.

Mit dem Augenheilkonzern Alcon (+2,1 Prozent) als grösstem Gewinner bei den Blue Chips und dem Hörgeräte-Hersteller Sonova (+1,8 Prozent) legten weitere defensive Titel zu. Die Aktien von SGS (+1,1 Prozent) profitierten derweil laut Händlern von einer Kaufempfehlung der UBS und von guten Quartalszahlen des Konkurrenten Bureau Veritas.

Relativ klare Verluste waren dagegen bei den Grossbankentiteln UBS (-1,2 Prozent) und CS (-0,9 Prozent) zu sehen. Im Markt war von Abgaben im Vorfeld der CS-Quartalszahlen vom Montag zu hören. Es gebe Angst vor grösseren Vermögensabflüssen, so ein Händler. UBS wird dann am Dienstag Zahlen präsentieren. Auch die Versicherer Zurich (-0,5 Prozent), Swiss Life (-0,4 Prozent) und Swiss Re (-1,0 Prozent) notierten schwächer.

Holcim (-0,3 Prozent) sackten nach deutlichen Gewinnen im Frühhandel ab und schlossen nach etwas volatilen Verlauf moderat schwächer. Der Zementkonzern hat im ersten Quartal Umsatz und Gewinn stärker als erwartet gesteigert und die Jahresziele erhöht. Zudem will Holcim das laufende Aktienrückkaufprogramm voll ausschöpfen. Händler sprachen hier von Gewinnmitnahmen.

Optisch schwach waren auch Geberit (-1,6 Prozent), was allerdings dem Dividendenabgang geschuldet war.

Im breiten Markt gehörten Highlight Event (+18 Prozent), Medartis (+6,4 Prozent) oder Peach Property (+5,9 Prozent) zu den grössten Gewinnern, während etwa Leclanché (-6,4 Prozent), Coltene (-5,2 Prozent) oder Schlatter (-4,8 Prozent) - zum Teil dividendenbedingt - am Schluss der Tabelle zu finden waren.

(AWP)