Bei den mit Spannung erwarteten US-Inflationszahlen seien negative Überraschungen ausgeblieben, sagten Händler. Zudem kamen von dem in den letzten Tagen unter die Räder geratenen US-Regionalbankensektor auch keine weiteren schlechten Nachrichten mehr.

Rückenwind kam von der Teuerungsfront in Amerika: Die hohe Inflation hat sich im Februar mit einem Anstieg von 6,0 Prozent weiter abgeschwächt. Das ist die niedrigste Zunahme seit September 2021. "Der Rückgang der Inflationsrate ist eine gute Nachricht für das Fed. Die Notwendigkeit einer neuerlichen Erhöhung des Zinsanhebungstempos besteht nicht. Dies ist in Zeiten des Finanzmarktstresses eine sehr gute Nachricht", hiess es in einem Ökonomenkommentar. Eine Zinsstraffung um 50 Basispunkte bei der Sitzung nächste Woche, wie es noch kurz vor den Turbulenzen für möglich gehalten wurde, sei aktuell kaum mehr vorstellbar. Realistischer sei eine kleinere Anhebung oder gar eine Zinspause, meinte ein Händler. Einzelne Banken wie das japanische Geldhaus Nomura rechnen sogar mit einer Zinssenkung in den USA.

Der SMI, der vor den US-Inflationszahlen nur leicht im Plus gelegen hatte, zog bis Börsenschluss um 0,80 Prozent auf 10'716,72 Punkte an. Der VSMI, das Angstbarometer der Börse, sank um deutliche 13,2 Prozent nach dem Höhenflug am Vortag von zweitweise rund 20 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 1,03 Prozent auf 1701,76 und der breite SPI 0,87 Prozent auf 13'951,57 Zähler. Im SLI legten 25 Aktien zu, während 5 Titel im Minus schlossen.

Nach dem Absturz am Vortag erholten sich die meisten Finanzwerte, beflügelt von der Beruhigung im US-Regionalbankensektor. Als Kursstütze für die Banken wie für den Markt erwiesen sich die zunehmenden Hoffnungen auf langsamere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. So kletterten UBS (+3,6 Prozent) an die Spitze der Gewinner, während Julius Bär um 1,0 Prozent stiegen.

Die Ausnahme war erneut die stark gebeutelte Credit Suisse: Die Aktien der zweitgrössten Schweizer Bank stiessen zwar am Nachmittag in die Pluszone vor, drehten dann aber im späten Handel noch klar in die roten Zahlen (-0,8 Prozent). Die Credit Suisse habe das Vertrauen komplett verspielt, sagte ein Händler. Die Veröffentlichung des Geschäftsberichts sowie Aussagen von CS-Chef Körner an der "Morgan Stanley European Financials"-Konferenz vom Dienstag beeindruckten die Investoren wenig.

Auch Wachstumswerte und Zykliker zogen an. Zuvorderst standen Kühne+Nagel (+3,0 Prozent) vor Holcim (+2,9 Prozent), Straumann (+2,9 Prozent) und Schindler (+2,7 Prozent). Die Technologiewerte VAT (+3,2 Prozent) und AMS Osram (+2,6 Prozent) wurden von der steil steigenden US-Techbörse Nasdaq nach oben gezogen. Eine Kurszielsenkung für VAT durch Stifel wurde von den Anlegern ignoriert.

Weniger gesucht waren dagegen die drei Schwergewichte, die am Vortag noch gestützt hatten: Roche (+0,5 Prozent), Nestlé (+0,4 Prozent) und Novartis (+0,2 Prozent) wiesen leichte Gewinne aus. Die defensiven Swisscom-Titel schlossen leicht im Minus (-0,1 Prozent). Die rote Laterne hatten die Zurich-Aktien (-1,5 Prozent).

Starke Bewegungen gab es ausserdem im breiten Markt: So tauchten Polypeptide um 14,6 Prozent, nachdem sie zeitweise um über 20 Prozent abgestürzt waren. Die Jahreszahlen waren noch schlechter ausgefallen als nach zwei Gewinnwarnungen schon befürchtet. Zudem lässt der Auftragsfertiger die Dividende ausfallen. Auch Komax sackten nach den Jahreszahlen um fast 10 Prozent ab, da Zahlen und Dividende enttäuschten. Sensirion büssten nach Zahlen 2,3 Prozent ein.

Auf der anderen Seite schossen die Newron-Titel nach den Geschäftsergebnissen um 10 Prozent nach oben. Tecan legten um 3,8 Prozent zu und Lalique 3,3 Prozent. Auch die Resultate vom Flughafen Zürich (+1,5 Prozent) und SF Urban (+1,7 Prozent) wurden positiv aufgenommen.

(AWP)