Washington erwäge eine deutliche Senkung der Zölle auf chinesischen Waren, schrieb das «Wall Street Journal». US-Präsident Donald Trump signalisierte, im Handelsstreit mit Peking nicht mit harten Bandagen kämpfen zu wollen. Auch Aussagen der Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, wonach die USA in Bezug auf ein mögliches Handelsabkommen mit China vorankämen, hatten eine beruhigende Wirkung. Zudem stellte US-Finanzminister Scott Bessent laut Medienberichten eine baldige Deeskalation in dem Zollstreit in Aussicht.
Erfreut reagierten die Anleger auch auf versöhnlichere Töne von Trump an die Adresse von Fed-Chef Jerome Powell, nachdem zuvor Aussagen des US-Präsidenten, den obersten US-Notenbanker aus dem Amt zu drängen, die Finanzmärkte in die Tiefe gerissen hatten. «Ich habe nicht die Absicht, ihn zu feuern», sagte Trump. Er würde gerne sehen, dass Powell aktiver werde, was Zinssenkungen angehe. Es sei die perfekte Zeit für eine Zinssenkung, aber wenn er es nicht mache, sei das auch nicht das Ende, sagte Trump bei der Vereidigung des neuen Börsenaufsichts-Chefs Paul Atkins. Allerdings bleiben die Marktteilnehmer skeptisch. Obwohl die Investoren jetzt wieder zugriffen, würde er das nicht als Euphorie bezeichnen, sagte ein Händler. «Ich würde die Zeichen der Entspannung nicht für bare Münze nehmen. Das kann morgen schon wieder ganz anders tönen.»
Der Leitindex SMI legte um 1,39 Prozent auf 11'808,71 Punkte zu. Das Tageshoch hatte bei 11'885 Punkten gelegen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stieg um 1,64 Prozent auf 1904,86 und der breite SPI um 1,35 Prozent auf 16'000,22 Zähler. Von den 30 SLI-Werte schlossen 26 im grünen Bereich und 4 in den roten Zahlen.
Damit hinkte die Schweizer Börse allerdings den anderen grossen Handelsplätzen dies- und jenseits des Atlantiks hinterher. Die grossen Börsen in Europa und den USA wiesen Kursgewinne zwischen 2,4 und 4 Prozent (Nasdaq) auf.
Die Anzeichen für eine Entspannung im Handelskrieg mit China half vor allem den Techwerten, die zuvor von Trumps Zollkeule in die Tiefe geprügelt worden waren. Für Rückenwind sorgte der steile Kursanstieg der US-Technologiebörse Nasdaq. Zudem veröffentlichten Techunternehmen zumeist gute Nachrichten wie etwa SAP oder Tesla, welche die Titel nach oben trieben.
An der Spitze der Gewinner im SLI standen Logitech (+5,6 Prozent) und VAT (+4,5 Prozent). Aus den hinteren Reihen holten sich Anleger Comet (+4,2 Prozent), Inficon (+3,6 Prozent) und AMS Osram (3,1 Prozent) zurück ins Depot. Am gefragtesten waren dabei U-blox mit einem Plus von 7,4 Prozent, nachdem das Unternehmen Quartalszahlen vorgelegt hatte.
Auch die Bankaktien der UBS (+4,4 Prozent) oder von Julius Bär (+3,7 Prozent) zählten zu den grossen Favoriten. Die Sorge um einen möglichen Wirtschaftsabschwung hatte diese Werte mit Blick auf die vergangenen vier Wochen zum Teil besonders stark belastet.
Ebenfalls weit oben auf den Einkaufszetteln standen Zykliker wie Kühne+Nagel (+3,7 Prozent) oder die beiden Uhrenhersteller Swatch (+3,1 Prozent) und Richemont (+2,4 Prozent). Diese gehören zu jenen Werten, die von den Hoffnungen auf eine Deeskalation im Zollstreit der USA mit China profitieren. Kühne+Nagel wird zudem am morgigen Donnerstag über den Geschäftsverlauf im ersten Quartal berichten.
Von den Schwergewichten zeigten Roche (+1,3 Prozent) und Nestlé (+0,9 Prozent) deutliche Kursgewinne, während Novartis (+0,2 Prozent) hinterherhinkten. Auch Roche wird am morgigen Donnerstag Geschäftszahlen vorlegen, genauso wie Nestlé und SGS (+1,1 Prozent). Bei Roche und SGS rechnen Analysten mit einem soliden ersten Jahresviertel. Dagegen gehen die Experten bei Nestlé von einem eher verhaltenen Start ins Geschäftsjahr 2025 aus.
In den hinteren Reihen konnten Phoenix Mecano (+3,3 Prozent) nach Quartalszahlen zulegen. Pierer Mobility schossen gar um 9,1 Prozent nach oben. Das Unternehmen hatte am Vorabend mitgeteilt, dass sich die Sanierungsverhandlungen sich in der Finalisierungsphase befänden.
Dagegen ging es für Temenos nach Zahlen um 7,2 Prozent abwärts. Verfehlte Erwartungen an die Lizenzerträge kamen in Analystenkreisen nicht gut an. Meyer Burger rauschten um 14,7 Prozent in die Tiefe nach der Ankündigung von Kurzarbeit in einem Werk. Allerdings hatten die Titel am Vortag um ein Viertel zugelegt.
(AWP/cash)