Im Jahr 2023 wertete sich der Franken gegenüber dem Euro um zwei Prozent, dem Dollar um neun, der Indischen Rupie um zehn und dem Renminbi um 13 Prozent auf. Dieses Jahr verlor der Franken etwas überraschend wieder an Boden: Gegenüber dem Dollar und der Indischen Rupie je sechs Prozent und dem Renminbi und dem Euro je vier Prozent. Solche Schwankungen sind unüblich und machen sich bei vielen Schweizer klein- und mittelgross kapitalisierten Firmen (Small und Mid Caps) zum Teil deutlich bemerkbar. 

Die UBS hat in einer Studie von rund 60 von ihr abgedeckten börsenkotierten Schweizer Unternehmen die Fremdwährungsrisiken analysiert. Die zentrale Frage: Wie gut sind die Konzerne auf eine weitere Aufwertung oder auf eine Abwertung des Franken gerüstet? 

Die Analysten der Grossbank stellen in ihrem Bericht fest, dass sich die Fremdwährungsrisiken bei den Unternehmen seit dem Frankenschock im Jahr 2015 im Durchschnitt reduziert haben, wobei weiterhin enorme Unterschiede zwischen den Firmen bestehen.

Nur eine Minderheit weist erhebliche Fremdwährungsrisiken auf

Für die Berechnung des Fremdwährungsrisikos eines Unternehmens subtrahieren die UBS-Analysten die in Franken erwirtschafteten Umsätze von den in Franken gemachten Ausgaben. Die Studie fokussiert sich somit auf das Transaktionsrisiko durch Währungen von Unternehmen und beinhaltet keine Risikoanalyse zu Währungsumrechnungen.

Rund die Hälfte der analysierten Unternehmen verfügt über eine natürliche Fremdwährungsabsicherung. Das heisst, ihre Ausgaben in Franken unterscheiden sich nicht wesentlich von den Franken-Einnahmen. Gewisse Firmen haben ausserdem die Währungsrisiken durch ein Euro-Sourcing oder Fokus auf Dienstleistungen oder Produkte mit einer deutlich höheren Wertschöpfung reduzieren können.

Eine zweite Gruppe verfügt über ein beschränktes Fremdwährungsproblem. Diese neun Unternehmen sind verhältnismässig gut gegen Auf- oder Abwertungen des Frankens geschützt. Eine letzte Gruppe von 19 Unternehmen weist jedoch ein hohes oder sehr hohes Fremdwährungsrisiko auf. Die UBS beziffert den Mismatch (also das Ungleichgewicht zwischen Ausgaben und Einnahmen in Franken) für diese Gruppe mit mehr als 10 Prozent des Umsatzes.

Die Unternehmen mit den grössten Währungsrisiken

Diese Unternehmen betreiben in der Regel einige ihrer grössten Produktionsstätten in der Schweiz und exportieren den Grossteil der Produkte oder erwirtschaften einen unverhältnismässig hohen Anteil ihrer Einnahmen in Franken, wobei die Kosten in fremden Währungen anfallen.

Sensirion zum Beispiel enthält gemäss den UBS-Analysten die höchsten Währungsrisiken mit knapp 60 Prozent des Umsatzes. Die Nähe zur ETH und der Zugang zu deren spezialisierten Fachkräften ist der Hauptgrund, dass 80 Prozent der Kosten von Sensirion in Franken anfallen. Gleichzeitig erwirtschaftet der Sensorspezialist nur 20 Prozent in der Landeswährung. Wertet sich der Franken auf, führt dies zu negativen Gewinneffekten.

Auch bei VAT entsteht ein Grossteil der Kosten in Franken. Der Zulieferbetrieb für die Chip-Industrie produziert mehr als 50 Prozent in der Schweiz, verkauft aber fast sämtliche Produkte ins Ausland. Zu den Kunden gehören die weltgrössten Chip-Hersteller wie TSMC, Intel oder ASMC.

Zwar verfügen beide diese Beispiele über hoch spezialisierte Produkte, welche die Währungseinflusse etwas mindern. Durch die schiere Grösse des Mismatches sind sie trotzdem anfällig auf Wechselkursschwankungen. Bei Sensirion fiel der Jahresgewinn von 63 Millionen auf -6 Millionen Franken im Jahr 2023. Der negative Wechsekurseinfluss machte ungefähr 10 Millionen Franken aus - nicht wenig also.

Unternehmen Sektor Währungsrisiken
Sensirion Halbleiter +60%
U-Blox Halbleiter +30%
VAT Halbleiter +29%
Belimo Industrie +27%
Rieter Industrie -25%
Bossard Industrie +21%
Comet Technologie +21%
Komax Industrie +20%
Bachem Gesundheitswesen +20%
medmix Gesundheitswesen +17%
EMS-Chemie Grundstoffe +16%
Huber + Suhner Industrie +15%
Dätwyler Industrie -14%
Emmi Basiskonsumgüter +13%
Inficon Industrie +13%
R&S Industrie -13%
Lonza Gesundheitswesen -12%

«+ » = Frankenstärke führt zu einem negativen Einfluss auf die Geschäftsergebnisse
«- » = Frankenstärke führt zu einem positiven Einfluss auf die Geschäftsergebniss

Die Unternehmen mit den überschaubaren Währungsrisiken

Die Konzerne in dieser Kategorie haben gemäss der UBS eine Netto-Long-Franken-Position von 5 bis 10 Prozent ihrer Kosten. Diese Unternehmen haben mehr als nur ihren Hauptsitz in der Schweiz. Vielfach betreiben sie zusätzlich lokale Kompetenzzentren und vereinzelte Produktionsstätten im Franken-Gebiet. 

SFS beispielsweise betreibt zwar ihre grösste Produktionsstätte in der Schweiz, das Unternehmen sichert jedoch Fremdwährungen für die nächsten zwölf Monate ab. Das gibt dem Unternehmen die nötige Flexibilität, bei starken Fremdwährungsschwankungen die Kosten anpassen zu können. Das Währungsrisiko befindet sich gemäss den UBS-Analysten bei acht Prozent des Umsatzes. 

Burckhardt Compression hingegen versucht einen hohen Personalkostenblock in Franken mit einem Rohstoffeinkauf in Euro zu kombinieren. Gleichzeitig hat der Kolbenkompressorenhersteller aus Winterthur Teile der Produktion nach Asien verlegt. Das maximale Netto-Long-Franken-Exposure von 29 Prozent können sie somit erfolgreich auf 7 Prozent reduzieren.

Aufgrund der ausgewogenen Umsatz- und Kostenbasis muss beispielsweise Givaudan das Fremdwährungsrisiko nicht absichern. In einigen Schwellenländern mit historisch volatilen Währungen setzt der Aromen- und Riechstoffkonzern die Preise in «harten» Währungen (in der Regel Franken oder Dollar), was das Wechselkursrisiko auf ein akzeptables Niveau reduziert.

Unternehmen Sektor Währungsrisiken
SFS Industrie +8%
Burckhardt Industrie +7%
Tecan Medtetch +7%
Kudelski Technologie +7%
Meyer Burger Industrie -7%
Georg Fischer Industrie +6%
Givaudan Grundstoffe +6%
Oerlikon Grundstoffe +5%
Schweiter Grundstoffe +5%

Die Unternehmen mit den geringsten Währungsrisiken

Die Mehrheit der analysierten Firmen hat einen hohen Grad einer natürlichen Absicherung mit einem Nettoengagement von weniger als 5 Prozent. Während einige dieser Unternehmen bedeutende Vermögenswerte in der Schweiz besitzen, werden die damit verbundenen Kosten weitgehend durch die Beschaffung in Fremdwährungen oder ein wesentlicher Teil der Erträge in Franken ausgeglichen - entweder mit inländischen Kunden oder durch Fakturierung in Franken.

Beispielsweise erwirtschaften DocMorris, Gurit, Polypeptide, Autoneum, SIG, Barry Callebaut, Kuehne+Nagel, DKSH, Interroll weniger als fünf Prozent der Umsätze in Franken. Auch fast sämtliche Kosten fallen in fremden Währungen an. Einzelne dieser Unternehmen rapportieren zudem in Euro.

Unternehmen wie Avolta, dormakaba oder Geberit verfügen über zusätzliche lokale Produktion beziehungsweise Servicedienstleistungen. Ihre Kosten in Franken sind deshalb höher. Dem gegenüber stehen höhere Einnahmen in Franken. Bei Geberit kommen neben den Hauptsitzkosten die Ausgaben für das zentrale Trainings Center hinzu und führen zu einem Franken-Exposure von 14 Prozent. Da der Sanitärausrüster aber 11 Prozent Umsatz im Schweizer Franken erwirtschaftet, kann der Konzern das Fremdwährungsrisiko fast komplett eliminieren.

Zuletzt verweisen die Analysten auf den langfristigen strukturellen Aufwertungstrend des Schweizer Frankens. Die strukturell niedrigere Inflation, die tieferen Inflationsziele der Schweizer Nationalbank im Vergleich zur Europäischen Zentralbank und der Federal Reserve aus den USA sowie der Ruf des Frankens als sicherer Hafen unterstützen diesen Aufwertungsdruck.

Während die kontinuierliche Innovationsfähigkeit und Effizienzsteigerungen der Schweizer Firmen dazu beitragen, den Währungsdruck auszugleichen, ist der Spielraum, auf abrupte Wechselkursschwankungen zu reagieren, kurzfristig oft begrenzt.

Unternehmen Sektor Währungsrisiken
DKSH Kommunikation +4%
Phoenix Mecano Industrie +4%
SIG Grundstoffe +4%
Aryzta Basiskonsumgüter +3%
Autoneum Industrie +3%
Siegfried Gesundheitswesen +3%
Interroll Industrie +3%
Lindt & Sprüngli Basiskonsumgüter +3%
Geberit Nicht-Basiskonsumgüter +3%
Bucher Industrie +3%
Avolta Nicht-Basiskonsumgüter +3%
dormakaba Industrie +3%
DocMorris Basiskonsumgüter +3%
Gurit Grundstoffe +2%
Logitech Technologie +2%
Ascom Technologie +2%
Sika Grundstoffe +2%
Schindler Industrie +2%
Implenia Industrie +1%
Barry Callebaut Basiskonsumgüter +1%
Galenica Gesundheitswesen +1%
Forbo Nicht-Basiskonsumgüter +1%
Polypeptide Gesundheitswesen +1%
Accelleron Industrie +0%
PSP Swiss Property Immobilien +0%
SPS Immobilien +0%
Kardex Industrie -1%
Landis+Gyr Energie -1%
Kuehne+Nagel Industrie -1%
Sulzer Industrie -1%
Luca_Niederkofler
Luca NiederkoflerMehr erfahren