Im vergangenen Jahr lag Marko Kolanovic, einer der bekannteren "Wall-Street-Bullen", mit den meisten seiner optimistischen Börsen-Prognosen falsch. Sein Aktienexposure stutzte er erst im Dezember zurück, aber da hatte der Dow Jones auf Jahressicht bereits bis 20 Prozent nachgegeben.

Das muss Kolanovic gehörig eingefahren sein. Denn der JPMorgan-Stratege agiert in diesem Jahr bezüglich Aktien äusserst zurückhaltend. Das Team unter seiner Leitung reduzierte diese Woche seine Allokation in Aktien und Unternehmensanleihen nochmals und erhöhte gleichzeitig den Bargeldanteil um 2 Prozent. Das schreibt Bloomberg in einer Meldung. Innerhalb des Rohstoffportfolios wechselte Kolanovic aufgrund der Nachfrage nach sicheren Häfen ebenfalls aus dem Energiesektor hin zu Gold. Kolanovic kürzte die Aktienallokation der Bank bereits Mitte Dezember, im Januar und im März.

Die momentane Gemengenlage in der Politik und an den Märkten ist JPMorgan zu unsicher. Der Streit über die Schuldenobergrenze, erhöhte Rezessionsrisiken und eine restriktive Haltung der Federal Reserve sind die Hauptgründe für die weitere Rückstufung bei Aktien.

"Trotz der Erholung in der letzten Wochen gelingt es den Risikoanlagen nicht, aus den diesjährigen Spannen auszubrechen,“ schrieb Kolanovic laut Bloomberg an Kunden der Bank. "Da die Aktien nahe den diesjährigen Höchstständen gehandelt wurden, verzeichnete unser Modellportfolio im vergangenen Monat einen weiteren Verlust, den dritten Verlust in vier Monaten", musste Kolanovic gleichzeitig einräumen.

Der marktbreite S&P 500 hat in diesem Jahr 8 Prozent zugelegt, der Nasdaq 25 Prozent. Sollten die Aktien weiter steigen und das Jahr mit einem deutlichen Plus abschliessen, läge Kolanovic zum zweiten Mal in Folge falsch. Sein oberster Chef, JPMorgan-CEO Jamie Dimon, wäre sicher wenig erfreut.

(cash)