Die Aktie von Swatch fällt am Dienstag weitere 0,5 Prozent auf 153,15 Franken. Der SMIM (Swiss Market Index Mid), welcher Swatch als Aktie beherbergt, steigt dagegen um 0,9 Prozent.

Es ist ein weiterer Negativtag in der jüngeren Handelshistorie der Swatch-Aktie an der Schweizer Börse. In den letzten 16 Handelstagen verzeichnete die Aktie nur ein einziges Mal einen positiven Tag. Am Freitag schloss die Aktie höher, aber auch dies bloss mit einem Plus von 0,1 Prozent.

In diesem Jahr hat der Titel damit bereits 33 Prozent verloren. Der Niedergang begann aber schon im Februar 2023, als die Aktie noch 340 Franken notierte. Seither hat sie sich im Wert mehr als halbiert. Swatch-Aktionäre sind konsterniert. Zum Vergleich: Die Aktie von Richemont hat seit Jahresbeginn 3 Prozent zugelegt.

Der Einbruch der Aktie hat verschiedene Gründe: Alle Uhrenhersteller leiden in diesem Jahr unter der Wachstumsflaute in China, welche auf die Konsumstimmung drückt. Swatch mit seinem hohen China-Anteil am Gesamtumsatz ist besonders davon betroffen.

Gerade das für Swatch wichtige zweitoberste Preissegment mit einem geschätzten Umsatzanteil von 54 Prozent war gemäss der Schweizer Uhrenexportstatistik im Juli um 13 Prozent rückläufig, schreibt die Zürcher Kantonalbank. Neu geht der zuständige Experte trotz der tieferen Basis für das zweite Halbjahr bei Swatch von einem Umsatzrückgang von 8,4 Prozent aus, nach 14,3 Prozent im ersten Semester.

"Swatch befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation, da die Gruppe hauptsächlich im Einstiegs- und Mittelsegment der Uhren tätig ist und ihre Luxusuhrenmarken in den letzten Jahren kontinuierlich Marktanteile verloren haben", schrieb Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel in einer früheren Stellungnahme.

Beobachter monieren diesbezüglich, dass Swatch strategische Fehler begangen und zu lange am Mittelsegment festgehalten habe. So sei die Swatch-Premium-Marke Breguet zu wenig im oberen Preissegment platziert worden.

Auf Kritik stiess bei Analysten auch, dass der maue Geschäftsgang den Konzern davon abhält, Kosten-Massnahmen einzuleiten. Die Firma will mit dieser Haltung auf die langfristig guten Wachstumsaussichten in China vorbereitet und somit für den erhofften Aufschwung in China gut gewappnet sein. Mit den unveränderten Produktionskapazitäten füllen sich bei Swatch allerdings auch die Lager. 

Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Aktienkurs hat und hatte aber wohl auch die hitzig geführte Analysten- und Investorenkonferenz im Januar. Als ein Fondsmanager aus Frankreich seinen Frust über die Aktienkursentwicklung von Swatch zum Ausdruck brachte und anfügte, dieser Ärger werde von einer Mehrheit der Investoren geteilt, antwortete Swatch-CEO Nick Hayek genervt: "Es steht Ihnen frei, Ihre Aktien zu verkaufen." Die grössten Aktionäre von Swatch seien die Familie und er selber. Sie seien nicht frustriert. "Sie dagegen sind irrelevant", so Hayek zum Fondsmanager.

Damit zementierte Hayek den Ruf von Swatch als investorenfeindliches Unternehmen. Und unterdessen ist die Swatch-Aktie ein Liebling der Short-Seller geworden, die den Kurs nach unten treiben. Über 16 Prozent der Aktien sind leerverkauft, sagte ein Händler gegenüber AWP am Dienstag. Frust- und Leerverkäufer dominierten den Aktienkurs.

Anleger sehen mittlerweile einen Rücktritt von Hayek von der Konzernspitze als ein Ausweg für das Unternehmen an, wie etwa Fondsmanager Georg von Wyss von BWM Value Investing in einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" bereits Anfang Juli herausstrich. "Ein CEO-Wechsel würde Swatch guttun", sagte er.

Daniel Hügli
Daniel HügliMehr erfahren