Die Aktien von OC Oerlikon haben seit Jahresbeginn 43 Prozent verloren, während der Gesamtmarkt in der Schweiz gemessen am Swiss Performance Index (SPI) 6 Prozent höher steht. Der Industriekonzern hatte zuletzt mit kräftigen Gegenwinden zu kämpfen. Und der russische Grossaktionär Viktor Vekselberg bedeutet wegen der US-Sanktionen gegen ihn wohl weiterhin eine Hypothek an der Börse.

Den Umsatz für das dritte Quartal bezifferte OC Oerlikon Anfang November auf 623 Millionen Franken, ein Minus von 15,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Währungsbereinigt ergab sich ein Rückgang um 10,9 Prozent, wie das in der Oberflächentechnik und im Chemiefasermaschinenbau tätige Unternehmen Anfang November weiter mitteilte. 

Erneut kam vor allem die Sparte Polymer Processing mit einem Minus von 35,5 Prozent auf 255 Millionen besonders deutlich unter die Räder. Die Oberflächensparte Surface Solutions verkaufte hingegen 6,3 Prozent mehr und wies einen Umsatz von 368 Millionen Franken aus. Einbussen hat Oerlikon auch beim Auftragseingang verzeichnet.

“Oerlikon macht vor allem die Schwäche im Chinesischen Chemiefasermarkt zu schaffen was sich negativ auf die Umsätze und Auftragseingänge im Segment Polymer Processing auswirkt”, sagt Michael Foeth, Analyst bei Vontobel, gegenüber cash.ch. Das habe zu Anpassungen der Firmenprognosen und Analystenschätzungen geführt. Dazu kommt eine zyklische Abschwächung in weiteren Endmärkten. Die Schwächen seien daher mehrheitlich zyklischer Natur.

"Operativ dürfte der Tiefpunkt im Geschäftsjahr 2024 erreicht sein. Wir erwarten im zweiten Halbjahr 2024 wieder eine Zunahme des Bestellungseingangs wobei sich die Lead Time jeweils auf 9 bis 12 Monaten innerhalb des Filamentgeschäfts (Kunststofffaden) beläuft", sagt Yannik Ryf, Analyst bei der ZKB, auf Anfrage von cash.ch. Somit könne man frühestens im Geschäftsjahr 2025 wieder mit einer positiven Umsatzdynamik rechnen.

Was zusätzlich zur zyklischen Abschwächung viele Investoren abschreckt, ist die infolge von Akquisitionen angestiegene Nettoverschuldung - der Verschuldungsgrad liegt bei 74 Prozent. Die Eigenkapitalquote hat sich entsprechend dazu reduziert. Immerhin geht Foeth davon aus, dass sich die Bilanz durch selbst erwirtschaftete Geldflüsse wieder verbessert. Eine deutliche Erholung der Endmärkte würde sich positiv auswirken.

Die Verschuldung hat sich insbesondere aufgrund dem Kauf des Schweizer Reissverschlussproduzenten Riri stark erhöht. Zudem fehlen die Anzahlungen von den Kunden aufgrund der negativen Entwicklung im Filamentgeschäft, was entsprechend einen höheren Nettoverschuldungsgrad im Verhältnis zum EBITDA zur Folge hat. "Wir rechnen für 2023 mit einem Nettoverschuldungsgrad im Verhältnis zum EBITDA von 2.7x und für 2024 mit 2.9x. Die Bilanz weist zudem einen relativen hohen Goodwill auf, was eine inhärente Gefahr von Wertminderung darstellt", warnt Ryf.

Wie nachhaltig ist die hohe Dividendenrendite?

Ein Aufbruch ist auch Notwendig: Oerlikon kommt von einem jahrzehntelangen Pfad mit geringem Wachstum, niedrigen Margen und umfangreichen Portfolioanpassungen. Immerhin ist der Technologie- und Engineering-Konzern nun vollständig auf die beiden Hauptsegmente Polymer Processing Solutions und Surface Solutions fokussiert, was sicherlich für die Zukunft einen Vorteil darstellt.

Ein Pluspunkt bei einem Investment in die Aktie von OC Oerlikon ist sicherlich die hohe Dividendenrendite von 10,1 Prozent, hinter Leonteq der zweitbeste Wert im SPI. Für das laufende Jahr erwarten Analysten laut Bloomberg im Schnitt eine Dividende von 0,28 Franken, was einer Ausschüttungsrendite von 8,1 Prozent entsprechen würde. Ryf von der ZKB rechnet gar damit, dass sich die Dividende im laufenden Jahr von 0,35 Franken pro Aktie auf 0,20 reduziert. Für 2024 rechnet er ebenfalls mit 0,20 Franken.

Weniger schmeichelhaft ist auch die Ausschüttungsquote von knapp 128 Prozent. Diese sollte tendenziell nicht über zwei Drittel des Nettogewinnes liegen, da ansonsten im Falle eines Gewinnrückgangs das Risiko einer Dividendenkürzung besteht. Der Titel bleibt auch aus dieser Warte vorerst eher etwas für Mutige. Derzeit noch auf der Seitenlinie zu verweilen, könnte sich auszahlen.

ManuelBoeck
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