Es war schon eine etwas bizarre Situation, die sich am Sonntagabend am Ende der Medienorientierung des Bundesrats zur Übernahme der Credit Suisse ergab.
Auf die Frage eines Journalisten, ob die Aktie der Credit Suisse am Montag vom Handel ausgesetzt werde, schauten sich Bundesräte, Nationalbank-Präsident Thomas Jordan, Finma-Präsidentin Marlene Amstad und die Vertreter von Credit Suisse und UBS verdutzt an. Betretenes Schweigen. Ein Finma-Vertreter durchbrach die peinliche Stille dann mit einer zusammengestammelten Antwort, die überhaupt nicht zur Frage passte.
Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Bern, stellt aber generell den Sinn einer Aufrechterhaltung der Kotierung der Credit-Suisse-Aktie infrage. Denn im Normalfall müssen Aktionärinnen und Aktionäre über ein Übernahmeangebot abstimmen können, erst dann kann ein "Takeover" seinen (rechtlichen) Lauf nehmen.
Diese Abläufe sind im Fall Credit Suisse wegen der Anwendung der Notverordnung des Bundesrates aber ausgehebelt worden. Das ist für Kunz "eine völlig aussergesetzliche Regelung", wie er bei blick.ch sagte. Kunz ist überzeugt, dass der Bund deswegen eingeklagt werde.
Neue Zusammenstellung des SMI erfolgt Mitte Juni
Gemäss den Richtlinien betreffend Kotierung von Beteiligungsrechten der SIX "bestimmt der Emittent selbst über die Dekotierung der von ihm begebenen Effekten". Das wäre die Credit Suisse. Wegen der noch nie dagewesenen Situation ist dies aber unklar. Die CS wird eine Dekotierung vor dem Hintergrund eines verärgerten Aktionariates auch kaum in die Wege leiten.
"Solange das Closing noch nicht abgeschlossen ist, wird die Aktie auch weiter handeln", schreibt ein UBS-Sprecher auf Anfrage. Mit dem Closing ist der Übertrag der Vermögensteile der zu übernehmenden Gesellschaft gemeint. "Wir gehen davon aus, dass die Transaktion in wenigen Wochen/Monaten abgeschlossen wird", fügt der UBS-Sprecher an.
Daher wird die Aktie der Credit Suisse wohl noch längere Zeit kotiert bleiben und auch im Swiss Market Index bleiben. Es sei denn, es passiere etwas Unvorhergesehenes. Offenbar kann das auch die SIX nicht ausschliessen. Denn "sollte eine Dekotierung in Bälde erfolgen, gäbe es wohl eine ausserordentliche Indexanpassung" beim Swiss Market Index, schreibt Jürg Schneider von der SIX.
In der Aktie der Credit Suisse ist auch am Dienstag noch viel Bewegung. Sie fällt nach Eröffnung des Handels bis 4 Prozent, steigt dann aber bis 5 Prozent. Hier spielt sich auch das Übernahme-Verhältnis von 22,48 CS-Aktien für eine UBS-Aktie hinein, die am Dienstag stark ansteigt. Die Kursverläufe der beiden Aktien sind am Dienstag aber nicht deckungsgleich.
Die SIX wird Mitte Juni wie gewohnt über die Zusammenstellung des SMI entscheiden. Die Änderungen treten dann Mitte September in Kraft.
Über Nachfolger der Credit Suisse im SMI wurde in der Vergangenheit schon ein paar Mal spekuliert. Punkto Börsenkapitalisierung könnten dies Julius Bär, Kühne+Nagel, Lindt&Sprüngli oder Straumann sein. Allerdings spielen verschiedene andere Kriterien eine Rolle für die Aufnahme in den Schweizer Börsen-Olymp. Dazu zählen die Anzahl frei handelbarer Aktien des Unternehmens oder die Entwicklung der Handelsumsätze.
13 Kommentare
Nach den Banken sanieren sich dann wohl die Anwälte, die Rechnung bekommt wie immer der Bürger.
Die Koppelung ist schon klar, aber hilft nur wenig. Der Buchwert der CS ist immens und der Kurs der CS ist dermassen tief gesunken (vor der Uebernahme) dass das Erholungspotential ueber Zeit sehr gross gewesen waere. Da kommen wir selbst bei einer Verdreifachung drr UBS Aktie nicht hin. Vor Corona war die CS Aktie immer in der Naehe der UBS Aktie. Die CS Aktionäre bekommen nun noch ein Zweiundzwanzigstel! Es sind auch langfristige Investoren betroffen nicht nur solche, die nun schadenfreudig von einigen Leuten verunglimpft werden. Ganz zu schweigen von den sozialen Aspekten.
Hey, es wurde kein Preis abgemacht nur das Bezugsverhältnis: 22.48
Anlaesslich der Zwangsuebernahme wurde offenbar ein Preis abgemacht. Dies hat zur Folge, dass die CS Aktionäre definitive auf dem tiefen Preis nun festgefahren wurden. Die CS Aktie beinhaltete schon eine Diskontierung der schlechten Resultate. Das heisst, der Preis vor der Uebernahme beinhaltete dies Diskontierung bereits. Trotzdem wurde nun ei noch tieferer Preis abgemacht, nämlich ca. 76 Rappen. Das ist ein Skandal und wird hoffentlich nicht einfach so ueber die Buehne gehen!.
Das sage ich auch. Der Übernahmepreis darf erst gemacht werden am Tag der RECHTSGÜLTIGKEIT/ UNTERSCHRIFT der Fusion. Ich gebe denen nur die Aktie zu dem Preis im Gewgenwert für UBS an dem Tag. Und was wenn nämlich, oh Wunder, CS 1.50 wert hat! Wer schenkt Geld. Ich nicht. Die GROSSAKTIONÄRE sind dich auch nicht blöd.
was soll das...notrecht vom bundesrat?