Die Aktien von GameStop steigen am Freitag im vorbörslichen Handel zuerst um bis zu 37 Prozent, ehe es zu einem veritablen Zusammenbruch kam. Derzeit notiert die Aktie 15 Prozent unter dem Schlusskurs vom Donnerstag.

Anlass für die anfänglichen Kursgewinne war die Ankündigung, dass Keith Gill, dessen Online-Spitzname «Roaring Kitty» den Aktien des Videospielhändlers in den letzten Wochen einen Höhenflug beschert hat, am Freitag zum ersten Mal seit drei Jahren auf die Video-Plattform Youtube zurückkehren wird. Grund für den Kursrückgang waren enttäuschende Quartalszahlen sowie die Ankündigung des Unternehmens, weitere 75 Millionen Aktien verkaufen zu wollen.

Während es aktuell keine Informationen darüber gibt, was Gill besprechen oder ob er neue Positionen offenlegen will, kursieren Spekulationen, dass der Investor hinsichtlich GameStop optimistisch sei. In dem Beitrag heisst es, dass sein Livestream um 12 Uhr New Yorker Zeit respektive um 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit beginnen wird.

Innerhalb weniger Minuten nach der Ankündigung bekundeten mehr als 10'000 YouTube-Nutzer Interesse an einer Benachrichtigung, wenn der Stream startet. Hunderte von Kommentaren folgten. Der Ticker von GameStop, GME, wurde schnell zum Trend im beliebten StockTwits-Chatroom und im WallStreetBets-Forum von Reddit.

Der jüngste Anstieg erweitert Gills Gewinn aus den am 2. Juni auf seinem Reddit-Konto veröffentlichten Positionen. Sein Anteil von 120'000 Calls zu 20 US-Dollar, der am 21. Juni ausläuft, ist nun etwa 325 Millionen US-Dollar wert, was ihm laut von Bloomberg zusammengestellten Daten einen nicht realisierten Gewinn von etwa 260 Millionen US-Dollar beschert.

Gills unbestätigte Bestände an fünf Millionen GameStop-Aktien, für die er rund 106 Millionen US-Dollar bezahlt hat, sind jetzt fast 120 Millionen US-Dollar mehr wert.

Wetten gegen Gamestop am Donnerstag

Die Rallye vom Donnerstag hat die Anleger erneut in Aufruhr versetzt. Sie wetteten darauf, dass die Rallye von GameStop implodieren würde. Nach Angaben des Datenanalyseunternehmens S3 Partners erlitten Leerverkäufer Mark-to-Market-Verluste in Höhe von fast einer Milliarde US-Dollar. Die Daten des Unternehmens zeigen, dass die pessimistischen Anleger diesen Monat nun etwa 1,36 Milliarden US-Dollar verloren haben.

Während die Optionsaktivität bei GameStop am Donnerstag im Vergleich zu den letzten Wochen zunahm, deutete das Verhältnis von bullischen zu bärischen Wetten nicht darauf hin, dass Daytrader in Call-Optionen den Aktienkurs in die Höhe treiben wollten.

In früheren Phasen Meme-getriebener Rallyes haben Händler in eine Flut von «Out-of-the-Money Calls» gekauft, was die Händler dazu gezwungen hat, die zugrunde liegenden Aktien als Absicherung zu erwerben. Diese Käufe verstärkten den Aufwärtsdruck auf den Aktienkurs, trieben einige Derivate ins Geld und lösten mehr Optionskäufe aus, was an der Wall Street als Gamma-Squeeze bekannt ist.

Call-Kontrakte, die am 14. Juni auslaufen und einen Ausübungspreis von 128 US-Dollar haben gehörten am Donnerstag zu den meistgehandelten Kontrakten, wobei die Käufer offenbar die Verkäufer überholten, sagten Händler.

Neuer Haftungsausschluss

Zu den Details des geplanten Livestreams gehört auch ein Haftungsausschluss, der in den vorherigen YouTube-Beiträgen des Kontos nicht enthalten war - mit der Warnung, dass das Video meinungsbasiert sein würde, sowie mit dem bekannten juristischen Fachjargon, dass vergangene Leistungen keinen Rückschluss auf zukünftige Ergebnisse geben.

«Dieser YouTube-Kanal ist nicht verpflichtet, die in diesen Videos bereitgestellten Informationen zu aktualisieren oder zu korrigieren», heisst es im Haftungsausschluss. «Aussagen und Meinungen können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Dieser YouTube-Kanal erhält keine Vergütung für die geäusserten Meinungen.»

Der neue Haftungsausschluss folgt auf einen Bericht des Wall Street Journal vom Montag, wonach der Online-Broker E*Trade erwägt, Gill von seiner Plattform zu verbannen, da er befürchtet, dass seine Social-Media-Aktionen einer Marktmanipulation gleichkommen könnten.

Jerry Selvers, Wertpapieranwalt bei Pashman Stein Walder Hayden, sagt, die Formulierung sei wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass der Inhaber des YouTube-Kontos über solche Anschuldigungen besorgt sei. «Die Motivation besteht wahrscheinlich darin, die amerikanische Börsenaufsicht, staatliche Aufsichtsbehörden oder sogar Einzelpersonen daran zu hindern, ihn zu verfolgen», sagte Selvers, der zuvor bei der US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) arbeitete.

Anfang dieser Woche teilte Gill, der auf dem Höhepunkt der Pandemie zu einer Ikone für eingepferchte Einzelhändler wurde, einen Screenshot, der zu zeigen schien, dass er eine 116-Millionen-Dollar-Position bei GameStop besass. Eine so grosse Position würde Gill zu einem der fünf grössten Investoren des Unternehmens machen.

(Bloomberg/cash)