Die Aktienmärkte weltweit haben bewegte Wochen hinter sich, ausgelöst unter anderem durch die Politik der US-Administration unter Präsident Donald Trump. Speziell das Hin und Her bei den Zöllen, gegenüber wichtigen Handelspartnern wie Kanada, Mexiko und China, ist zur Belastung geworden. Zudem hat Trump auch nicht ausgeschlossen, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten könnte.

Umso wichtiger ist es für Anleger und Anlegerinnen, in Aktien investiert zu sein, die auch während eines wirtschaftlichen Auf und Abs das Potential haben, sich positiv zu entwickeln. Neben Kennzahlen wie Dividendenrendite, Free Cashflow oder der Ertrag auf dem investierten Kapital (ROIC) ist bei den Investoren das Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV) eine beliebte Kennzahl, um den Wert einer Aktie abzuschätzen. Die Kennziffer sagt aus, mit welchem Vielfachen ihres erwarteten Ergebnisses eine Aktie an der Börse bewertet ist. Ein Beispiel: Beträgt der Gewinn pro Aktie 10 Franken und der Kurs steht bei 120 Franken, so beträgt das KGV 12 (120 dividiert durch 10 Franken). Ein niedriges KGV deutet darauf hin, dass eine Aktie tendenziell unterbewertet ist.

Das KGV sollte jedoch nicht isoliert, sondern im Kontext betrachtet werden. cash.ch hat acht Unternehmen mit tiefem KGV untersucht und analysiert. Das KGV basiert auf Gewinnschätzungen auf Ende 2025 von Analysten bei Bloomberg.

Implenia - KGV 8

Implenia hat 2024 leicht weniger Umsatz erzielt, aber die Profitabilität verbessert. Unter dem Strich resultierte ein leicht tieferer Reingewinn, der den Rekordwert von 2023 nicht mehr erreichte. Trotzdem hat die Aktie des grössten Schweizer Baukonzerns seit Mitte Januar rund ein Drittel zugelegt und befindet sich nun auf dem Stand von August 2023. Die Aktionärinnen und Aktionäre dürfen sich auf eine deutlich höhere Dividendenausschüttung freuen. Implenia rechnet auch in Zukunft mit einer kontinuierlichen Dividendenzahlung. Am vergangenen Freitag gab das Unternehmen zudem den Gewinn eines Grossauftrags für den Bau einer Bahnstrecke in Schweden im Umfang von rund 130 Millionen Franken bekannt. Ein KGV von 8 bei Implenia ist attraktiv, auch die Dividendensteigerungen und die soliden Marktaussichten. Aber ob der steile Kursanstieg, der seit anfangs Jahr einsetzte, weiter anhält, steht auf einem anderen Blatt.

Klingelnberg - KGV 8

Der Maschinenbauer Klingelnberg hat das Ergebnisziel für das laufende Geschäftsjahr 2024/2025 senken müssen. Grund dafür ist die schwächelnde Automobil- und Zulieferindustrie, allen voran in Deutschland. Das Geschäftsjahr endet am 31. März 2025. Die Valoren verloren seit dem Rekordstand von rund 20 Franken im Juni 2023 kontinuierlich an Wert. Zur Zeit notiert eine Aktie bei 12,80 Franken. Wie sich die Automobil- und Zulieferindustrie in nächster Zeit entwickeln wird, ist nicht absehbar. Die tiefe Bewertung von Klingelnberg reflektiert diese Unsicherheit. Ein Aktien-Engagement ist mit entsprechenden Risiken verbunden.

Lastminute.com - KGV 9

Der Online-Reiseanbieter Lastminute hat 2024 weniger umgesetzt, aber mehr Gewinn erzielt und die Profitabilität gesteigert. Das nützte der Aktie aber wenig. Sie hat sich seit Mitte 2023 im Wert halbiert und befindet sich auf dem Stand von August 2018. Das widerspiegelt eine hohe Unsicherheit darüber, wie sich die Aussichten in der Reisebranche gestalten und wie sich lastminute.com als Unternehmen darin behaupten kann. Einen konkreten Ausblick für 2025 will das Unternehmen erst Ende März geben. Lastminute zeigt sich aber zuversichtlich, dass das Kerngeschäft mit den dynamischen Urlaubspaketen weiter wachsen wird. Die Aktien sind also mit Vorsicht zu betrachten.

Softwareone - KGV 9

Der IT-Dienstleister SoftwareOne ist 2024 wegen Restrukturierungs- und Integrationskosten in die roten Zahlen gerutscht. Das Unternehmen veröffentlichte bereits zuvor eine Gewinnwarnung. Das letzte Jahr war auch gekennzeichnet durch die Auswechslung des Verwaltungsrats durch die Firmengründer und Absetzung des CEOs. Ein unverbindliches Angebot des Finanzinvestors Bain wurde abgelehnt. Stattdessen wollte SoftwareOne Gespräche mit anderen möglichen Käufern des Unternehmens bis Februar 2025 abschliessen oder den Aktionären ein Angebot unterbreiten, wie es noch im November hiess. Nun will Softwareone ihrerseits den norwegischen Konkurrenten Crayon übernehmen. Die Aktie ist von fast 18 Franken Mitte letzten Jahres auf mittlerweile unter 6 Franken gefallen und sich in den letzten Monaten auf diesem Niveau stabilisiert. Die tiefe Bewertung widerspiegelt das fehlende Vetrauen der Investorinnen und Investoren in die Firma. 

BC Genève - KGV 9

Die Banque Cantonale de Genève weist als einzige börsenkotierte Kantonalbank eine sehr tiefe Bewertung aus. Die Bank erzielte im 2024 das zweitbeste Ergebnis ihrer Firmengeschichte. Die Titel verloren im 52-Wochen-Vergleich satte 29 Prozent, allerdings war der Titel in den ersten drei Monaten 2024 sehr stark angestiegen. Der Kurs zeigt seit Mitte November wieder nach oben. Die Genfer Kantonalbank zeigt sich vorsichtig wegen der Zinsentwicklungen und erwartet dementsprechend ein rückläufiges Ergebnis fürs laufende Geschäftsjahr. Die Aktien können aber sicher für einen Kauf in Erwägung gezogen werden.

Vaudoise -  KGV 10

Vaudoise ist der einzige Schweizer Versicherer, der sich ausschliesslich auf den Heimmarkt konzentriert und damit über eine starke Position in der Schweiz verfügt. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren ein attraktives Wachstum erzielt und das Eigenkapital um über 60 Prozent erhöht - und dies bei einem stabilen Reingewinn. Die Aktien sind entsprechend gefragt. Seit letztem August ist die Aktie von rund 430 Franken auf 550 Franken gestiegen und steuert auf ein Rekordhoch zu. Ob das Potenzial der Aktien nun ausgeschöpft ist, können Investoren und Investorinnen nach der Publikation der Halbjahreszahlen am 26. März beurteilen.

Swiss Re - KGV 11

Swiss Re hat ein ereignisreiches Jahr 2024 mit einem Milliardengewinn abgeschlossen. Das Geschäftsjahr war geprägt vom CEO-Wechsel im Sommer, einer Anpassung in der Rechnungslegung und einer massiven Stärkung der Reserven im US-Haftpflichtgeschäft. Vor allem letzteres hat den Aktienkurs massiv nach oben getrieben - auf ein 23-Jahreshoch. Die Aussichten für Swiss Re bleiben gut, die Analysten sind weiter zuversichtlich. Das Unternehmen erhöhte nach den Jahreszahlen die Dividende über Erwarten. Die Rendite beträgt 4,4 Prozent.

Leonteq - KGV 13

Die krisengeschüttelte Leonteq hat im Geschäftsjahr 2024 einen deutlichen Gewinneinbruch erlitten. Die Finanzziele für 2026 wurden ebenfalls ausgesetzt. Zudem liegt das Innenleben des Konzerns im Argen. Der bis Ende Februar als CEO wirkende Lukas Ruflin hat seine Kandidatur für die Wahl in den Verwaltungsrat zurückgezogen. Dazu haben zwei wichtige Aktionäre, Raiffeisen Schweiz und Rainer-Marc Frey, Anträge für eine höhere Gewinnbeteiligung gestellt. Leonteq lehnte dies ab. Die Gemengelage bei Leonteq hat zu einer massiven Erosion des Aktienkurses geführt. Die Aktie handelt bei einem Rekordtief von rund 17 Franken. Zu Glanzzeiten vor zehn Jahren kostete das Stück 223 Franken. Dementsprechend hoch sind die Risiken bei Leonteq.