Tatsächlich zahlen einige Investoren Millionen für Grundstücke - und zwar nicht an der Zürcher Goldküste, denn tatsächlich existieren die Grundstücke nicht physisch. Vielmehr befinden sich die Grundstücke online, in einer Reihe virtueller Welten, die von Tech-Insidern als Metaverse bezeichnet werden.
Die Preise für solche Grundstücke sind in den letzten Monaten um bis zu 500 Prozent gestiegen, wie CNBC berichtet. Seit Facebook angekündigt hat, sich voll und ganz der virtuellen Realität zu widmen, und sogar seinen Firmennamen in Meta Platforms geändert hat, gehen die Preise durch die Decke. "Das Metaverse ist der nächste Schritt der sozialen Medien", zitiert CNBC Andrew Kiguel, CEO von Tokens.com, einem Investmenthaus, das in Metaverse-Immobilien und nicht fungible Token-bezogene digitale Vermögenswerte (NFT) investiert. "Man kann auf einen Jahrmarkt gehen, ein Musikkonzert besuchen, oder in ein Museum gehen."
In diesen virtuellen Welten interagieren reale Menschen in Form von zeichentrickähnlichen Figuren, den so genannten Avataren, ähnlich wie in einem Echtzeit-Multiplayer-Videospiel. Heute kann man auf diese Welten über einen normalen Computerbildschirm zugreifen, aber Meta und andere Unternehmen haben die langfristige Vision, immersive 360-Grad-Welten zu schaffen, auf die die Menschen über Virtual-Reality-Brillen wie Metas Oculus zugreifen.
Zukünfitger Billionen-Markt
Ein aktueller Bericht des Krypto-Asset-Managers Grayscale, aus dem CNBC zitiert, schätzt, dass die digitale Welt in naher Zukunft zu einem 1-Billionen-Dollar-Geschäft heranwachsen könnte.
Schon heute treten hier grosse Künstler als ihre eigenen Avatare auf, darunter etwa Justin Bieber, Ariana Grande oder DJ Marshmello. Sogar Paris Hilton legte eine Silvesterparty auf ihrer eigenen virtuellen Insel auf.
Kiguels Unternehmen hat kürzlich fast 2,5 Millionen Dollar für ein Stück Land in Decentraland ausgegeben - eine von mehreren beliebten Metaverse-Welten. "Die Preise sind in den letzten Monaten um 400 bis 500 Prozent gestiegen", so Kiguel. Eine weitere heisse Metaverse-Welt ist die Sandbox, wo Janine Yorios virtuelle Immobilienentwicklungsfirma Republic Realm eine Rekordsumme von 4,3 Millionen Dollar für ein Stück virtuelles Land ausgab.
Yorio sagt gegenüber CNBC, dass ihr Unternehmen letztes Jahr 100 virtuelle Privatinseln für je 15'000 Dollar verkauft habe. "Heute werden sie für etwa 300'000 Dollar pro Stück verkauft, was zufälligerweise dem durchschnittlichen Hauspreis in Amerika entspricht", sagt sie.
Lage, Lage, Lage
Genau wie bei Immobilien in der realen Welt geht es laut Kiguel im Metaverse um drei Dinge: Lage, Lage, Lage. "Wenn man das Metaversum zum ersten Mal betritt, gibt es Bereiche, in denen sich die Menschen versammeln - diese Bereiche wären sicherlich viel wertvoller als die Bereiche, in denen keine Veranstaltungen stattfinden", so Kiguel.
Allerdings locken diese stark frequentierten Bereiche auch die grossen Geldgeber an. "Gebiete, in denen sich Menschen versammeln, sind für Werbetreibende und Einzelhändler viel wertvoller, wenn sie dort Wege finden, um diese Bevölkerungsgruppe zu erreichen", sagt Kiguel gegenüber CNBC.
Snoop Dogg zum Beispiel baut eine virtuelle Villa auf einem Grundstück in Sandbox. Kürzlich hat jemand 450'000 Dollar bezahlt, um sein Nachbar zu sein. "Es ist absolut wichtig, wer dein Nachbar ist", sagte Yorio. "Das gilt eigentlich für fast alles, oder? Es ist wie in einem Club, und man möchte mit Leuten zusammen sein, die ähnliche Interessen haben."
Der Kauf von virtuellem Land ist ziemlich einfach - entweder direkt über die Plattform oder über einen Entwickler. Die Investoren bauen auf ihrem Land und machen es interaktiv. "Man kann es dekorieren, verändern und renovieren", sagt Yorio. "Es ist ein Code."
Hochspekulativ
"Es ist sehr, sehr riskant. Man sollte nur Kapital investieren, das man auch zu verlieren bereit ist", sagt Yorio gegenüber CNBC. "Es ist hochspekulativ. Es ist auch Blockchain-basiert. Und wie wir alle wissen, sind Kryptowährungen sehr volatil. Aber es kann auch sehr lohnend sein."
Mark Stapp, Professor und Direktor für Immobilientheorie und -praxis an der Arizona State University, stimmt dem zu. "Ich würde kein Geld investieren, das ich nicht auch verlieren könnte. Das würde ich sicher nicht tun", sagt Stapp. "Wenn es so weitergeht wie bisher, wird es höchstwahrscheinlich eine Blase sein. Man kauft etwas, das nichts mit der Realität zu tun hat."
(cash)