Die Arbeitslosigkeit in den USA steigt in der Corona-Krise weiter an. In der Woche bis zum 18. April wurden 4,4 Millionen Neuanträge registriert, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Damit haben innerhalb von fünf Wochen mehr als 26 Millionen Menschen ihren Job verloren. Das entspricht insgesamt einer Arbeitslosenrate von 15 Prozent.
Doch wer kauft in einem solchen Umfeld Aktien? Viele Investoren glauben, dass sich die Wall Street komplett von der Main Street gelöst hat. Die Entwicklung an den Finanzmärkten reflektiert nicht die Situation in der Realwirtschaft. Es wird weiterhin gekauft, wie an der Kursentwicklung des amerikanischen Leitindex Dow Jones ersichtlich ist.
Dow Jones seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).
Das Finanzmarktportal marketwatch erachtet folgende Gründe als entscheidend für die Kauflust der Anleger.
1. Die rosarote Brille
Für die Karriere eines Analysten an der Wall Street ist es nicht förderlich, in einem steigenden Aktienmarkt bearish zu sein. Seine Absicherung: Wenn der Markt dann fällt, ist es nicht seine Schuld. Er konnte ja die Effekte der Corona-Krise nicht vorhersagen.
2. Short-Squeeze-Rally
65 Prozent aller Gewinne im Dow Jones seit dem Tiefpunkt Mitte März beruhen auf Short Squeezes. Short Squeeze ist die Angebotsknappheit eines Wertpapiers, das zuvor in grosser Anzahl leerverkauft wurde. Nach den Leerverkäufen müssen die daraus resultierenden offenen Positionen wieder glattgestellt werden. Doch aufgepasst: Ein Short Sqeeze hat eine begrenzte Dauer.
3. Entscheidend ist, wer arbeitslos wird
Die Mehrheit der Menschen, die ihren Job verlieren, verdienen weniger als der Durchschnitt im Dienstleistungssektor. Diese investieren wegen fehlender Ressourcen typischerweise nicht in den Aktienmarkt.
4. Anleger am Aktienmarkt sind nicht arbeitslos
Aktienanleger haben tendenziell noch ihre Arbeitsstelle. Diese investieren mittels der privaten Altersvorsorge immer noch am Aktienmarkt.
5. Menschliches Verhalten ändert sich langsam
Die Geschichte lehrt uns, dass sich das menschliche Verhalten nicht zu Beginn einer Krise sofort ändert. Es braucht Zeit. Die Investoren sind noch nicht in der Corona-Krise angekommen.
6. Fondsmanager haben keine andere Wahl
Trotz besseren Wissens haben einige Investoren und Fondsmanager keine andere Wahl, als die Risiken zu übersehen und Aktien am steigenden Markt zu kaufen. Denn es wird von den Fondsmanagern erwartet, dass diese mit ihren Investitionen die Börsen-Indizes schlagen.
7. Legitime Begründungen zum Kauf
Viele Investoren sehen auch legitime Begründungen für ihre Investitionen. Die geld- und fiskalpolitischen Massnahmen wie auch das Potenzial für eine Heilung oder Impfung für den Corona-Virus werden dabei als Gründe genannt.
Mit Material des Finanzportals marketwatch.