Es geht dabei um sogenannte Enhanced Capital Advantaged Preferred Securities (kurz Ecaps), die nach dem Kollaps der Bank als wertlos galten. Nach einem Urteil des britischen High Court vom Mittwoch könnten für die Ecaps Berechnungen von Bloomberg zufolge mehr als 390 Millionen Pfund (430 Millionen Franken) ausgezahlt werden. Das wäre mehr als das Doppelte dessen, was den Anlegern in einer früheren Gerichtsentscheidung zugesprochen wurde.

Die Ecaps sind eines der letzten Themen, die noch rechtlich geklärt werden müssen, bevor Lehman endgültig begraben werden kann. Die Insolvenzverwalter von PricewaterhouseCoopers haben so viel Geld aus der Abwicklung der britischen Lehman-Sparte erlöst, dass die Frage, wer wieviel davon erhält, nach wie vor umstritten ist. Lehman musste am 15. September 2008 infolge der Finanzkrise Insolvenz beantragen

Viele Gläubiger, die ursprünglich kaum auf etwas hoffen durften, sind inzwischen "im Geld". Das Urteil “ergibt sich aus dem ungewöhnlichen Umstand, dass das Insolvenzverfahren nicht zu einem Fehlbetrag, sondern zu beträchtlichen Rückflüssen geführt hat, die die Forderungen der nicht-nachrangigen Gläubiger übersteigen”, erklärte Richter Robert Hildyard in London.

In dem Verfahren standen sich Deutsche Bank und andere Ecaps-Inhaber und die US-Holdinggesellschaft von Lehman gegenüber. Beide hatten Forderungen an die britische Lehman- Tochter, die gegenüber anderen nachrangig waren. Doch nachdem die vorrangigen Gläubiger ausgezahlt wurden, ist immer noch Geld übrig, um das sich nun der Streit dreht.

Britisches Berufungsgericht nächste Instanz?

Bereits im vergangen Jahr wurde entschieden, dass die Ecaps in der Schuldenhierarchie vor der Lehman Brothers Holdings (LBHI) rangierten. Offen blieb aber noch die Frage der Verzugszinsen für die verspätete Zahlung. In Grossbritannien fallen dafür jährlich 8 Prozent an.

Hildyard entschied, dass die gesetzlichen Verzugszinsen auf die Ecaps ebenfalls vor der Rückzahlung des Kapitals an die LBHI rangieren. Das könnte die Auszahlung für die Ecaps-Inhaber laut Berechnungen von Bloomberg um rund 221 Millionen Pfund erhöhen.

LBHI könnte allerdings versuchen, die Entscheidung beim britischen Berufungsgericht anzufechten. Ob genügend Geld für die Auszahlung der gesamten Forderung zur Verfügung steht, hängt davon ab, wie viel mehr PwC im Insolvenzverfahren noch eintreiben können. In dem Urteil nannte Hildyard Schätzungen von PwC, die von 233 bis 490 Millionen Pfund zu verteilenden Überschuss ausgehen. 

(Bloomberg)