Mit Wohneigentum werde viel Eigenkapital über lange Zeit gebunden. Dieses stehe dann für den Konsum oder für andere Investitionen - etwa in Aktien - nicht zur Verfügung, schreibt Raiffeisen Schweiz in der am Donnerstag veröffentlichten Studie «Immobilien Schweiz - 4. Quartal».

Doch dies sei abgesehen von psychologischen Faktoren wie Sicherheitsgefühl oder Selbstverwirklichung, die beim Kauf eines Eigenheims häufig eine entscheidende Rolle spielen, der Vorzug von Wohneigentum. Denn im Unterschied zu einer Mietwohnung sei ein Eigenheim für dessen Bewohner nicht nur ein Konsum-, sondern - ob bewusst oder unbewusst - auch ein Investitionsgut.

Eigentum ist nicht nur Wohnnutzung

Mit Wohneigentum werde ein Ertrag erzielt, der über denjenigen der reinen Wohnnutzung hinausgehe. Dieser ergebe sich vor allem daraus, dass Wohneigentum langfristig normalerweise an Wert zulege. Doch diese zusätzliche Rendite werde in klassischen «Mieten gegenüber Kaufen»-Vergleichen häufig nicht eingerechnet.

Allerdings sei die Berechnung, ob sich der Kauf von Wohneigentum finanziell lohnt oder ob man besser zur Miete wohnt und sein Erspartes anlegt, sehr komplex, schreibt Raiffeisen. Denn für einen aussagekräftigen Vergleich müssten viele Besonderheiten wie beispielsweise die Grundstückgewinnsteuer oder der Eigenmietwert berücksichtigt werden.

Langfristiges Anlegen zahlt sich aus

Die Analyse der Immobilienmarktexperten von Raiffeisen Schweiz zeige aber, dass sich unter Miteinbezug aller relevanten Einflüsse für Wohneigentum seit 1988 eine durchschnittliche, jährliche Eigenkapitalrendite von 7,2 Prozent ergeben habe. Damit erziele diese Investition eine nur leicht tiefere Rendite als diejenige eines reinen Schweizer Aktienportfolios über den gleichen Zeithorizont.

Auch für die Zukunft dürfen laut der Genossenschaftsbank unter realistischen Annahmen ähnliche Erträge erwartet werden. "In der langfristigen Betrachtung ist Wohneigentum Aktienanlagen daher praktisch ebenbürtig, zumal die Rendite bei deutlich geringerer Volatilität erzielt wird.

Zwang zur langfristigen Anlage

Der grösste Vorteil von Wohneigentum gegenüber Aktien liege darin, dass dessen Illiquidität die Eigentümer zwinge, langfristig investiert zu bleiben und Krisenzeiten einfach auszusitzen, betont Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile.

Wohneigentümerinnen und - eigentümer würden sich automatisch einem der wichtigsten Grundsätze des erfolgreichen Anlegens unterwerfen. Die durch den Besitz von Wohneigentum auferlegte Anlagedisziplin führe in der Regel zu einer jahrzehntelangen durchgehenden Investition eines hohen Vermögensanteils und generiere eine stattliche Rendite.

Ein Mieterhaushalt müsste für die Erzielung einer vergleichbaren Finanzmarktrendite sein Vermögen äusserst diszipliniert anlegen und nicht in die vielen psychologischen Fallen treten, die an den Finanzmärkten lauern.

pre/jb

(AWP)