Man sei nicht einverstanden mit den vom Verwaltungsrat gezogenen Schlussfolgerungen aus der Strategieüberprüfung, heisst es in einer Mitteilung der Gründeraktionäre vom Montag. Sie seien vielmehr der Meinung, dass das vor einiger Zeit vorgelegte unverbindliche Angebot der Private-Equity Gesellschaft Bain Capital für eine Going-Private-Transaktion den Aktionären hätte präsentiert werden sollen.
Der Verwaltungsrat von SoftwareOne hatte Mitte Januar dieses Angebot, das zuletzt bei 18,80 Franken pro SoftwareOne-Aktie lag, nach der Prüfung aller strategischer Optionen abgelehnt und dabei betont, man wolle eine eigenständige und börsenkotierte Gesellschaft bleiben.
Abwahl des Präsidenten gefordert
Die Gründeraktionäre verlangen deshalb nun die Durchführung einer ausserordentlichen Generalversammlung. Sie beantragen dabei laut Mitteilung die Abwahl des derzeitigen Verwaltungsratspräsidenten Adam Warby sowie aller derzeitigen Mitglieder des Verwaltungsrats, mit Ausnahme von Daniel von Stockar, der sich seit der Lancierung des kürzlichen Vorhabens für eine Going-Private-Transaktion im Ausstand befinde.
Als neue unabhängige Verwaltungsratsmitglieder werden Annabella Bassler, Jörg Riboni, Andrea Sieber und Till Spillmann zur Wahl vorgeschlagen, wobei Andrea Sieber als Vizepräsidentin und Lead Independent Director fungieren werde. Daniel von Stockar werde als Verwaltungsratspräsident und Gründeraktionär René Gilli als zusätzliches Verwaltungsratsmitglied zur Wahl stehen.
Annabelle Bassler ist laut den Angaben seit 2012 CFO beim Medienhaus Ringier, Jörg Riboni war früher unter anderem CFO bei Emmi und Forbo, Andrea Sieber ist Partnerin bei der Schweizer Anwaltskanzlei MLL Legal AG und Till Spillmann ist unter anderem Mitgründer und Partner bei Argon Management AG tätig, einer privaten Investmentgesellschaft, die er im Januar 2024 gegründet hat.
Weitere Aktionäre
Die Gründeraktionäre geben sich derweil «überzeugt, dass für die nächste Wachstumsphase von SoftwareOne die besten Voraussetzungen in einem privaten Umfeld» gegeben sind und dass ein Going-Private mit dem richtigen Partner im besten Interesse von SoftwareOne und aller Stakeholder« wäre.
Sie geben sich überzeugt, dass weitere grosse Aktionäre dieses Angebot unterstützen würden. »Für die Gründeraktionäre ist deshalb nun der Zeitpunkt zum Handeln gekommen - aus Verantwortung für das Unternehmen, die Aktionärinnen und Aktionäre, die Mitarbeitenden und die weiteren Stakeholder«, wie es in der Mitteilung heisst.
Ob Bain weiter an einer Transaktion interessiert wäre, muss sich zeigen. Eine Quelle aus dem Umfeld sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AWP, dass Bain Capital »in dieser Sache derzeit nicht mehr tätig« sei, die Gründeraktionäre aber »weiterhin im Dialog sind mit Bain Capital bezüglich nächster Schritte« seien.
Noch keine Stellungnahme vom Verwaltungsrat
Bain Capital hatte ursprünglich im Juni ein »unverbindliches Angebot« in bar für ein Going Private zu einem Preis von 18,50 Franken vorgelegt und dieses dann einen Monat später auf 19,50 bis 20,50 Franken erhöht. Zuletzt war dann noch von einem Angebot zu 18,80 Franken die Rede.
Der erste Preis von 18,50 Franken entsprach damals einer Prämie von 33 Prozent auf den Schlusskurs am 31. Mai 2023 und von 38 Prozent auf den durchschnittlichen Aktienkurs der 60 Tage davor. Im März letzten Jahres war der Kurs auf bis zu 12,07 Franken abgestürzt und legte danach auf 19,29 Franken im top (Mitte Oktober) zu. Der Schlusskurs vom vergangenen Freitag lag bei 15,80 Franken.
SoftwareOne wollte die Forderungen der Gründeraktionäre auf Anfrage gegenüber AWP »im Moment" nicht kommentieren.
uh/ra
(AWP)