Ohne die schwachen Roche-Bons wäre das Plus sogar noch deutlicher ausgefallen. Zwar trübten zwischenzeitlich schlechter als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten die Stimmung etwas ein, eine positive Entwicklung an den US-Märkten gab im späten Handel dann aber wieder etwas Rückenwind. Der am Handelstag heiss erwartete Zinsentscheid der EZB sorgte dagegen kaum für Bewegung. Die Notenbank hatte den am Finanzmarkt richtungsweisenden Einlagenzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent.
Auch sonst gab es in der Rede der EZB-Chefin Christine Lagarde keine grösseren Überraschungen. Die EZB wolle weiterhin datenabhängig und zu jeder Sitzung hin entscheiden. Auf einen festen Zinspfad wollte Lagarde sich auch nicht festnageln lassen. Da die Inflation auch weiterhin leicht über dem Zielband liege, gebe es «keinen Grund zu der Annahme, dass die EZB die Zinsen im Oktober erneut senken wird», schrieb ein Analyst. Mehrheitlich erwarten die Analysten erst im Dezember den nächsten Zinsschritt.
Die Augen sind nun auf den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche gerichtet. Eine Zinssenkung ist hier an den Märkten fest eingepreist. Die Frage ist dabei vor allem, ob die erste Zinssenkung seit mehreren Jahren über 25 oder gar 50 Basispunkte sein wird. «Das Fed könnte also durchaus um 50 Basispunkte senken und damit zeigen, dass sich ihr Fokus kurzfristig auf die Konjunktur richtet, weil sich die Inflation nicht gross bewegt», meinte ein Analyst.
Der Schweizer Leitindex SMI schloss den Handel 0,50 Prozent höher auf 11'982,34 Punkten ab. Zwar konnte der SMI die psychologisch wichtige Schwelle von 12'000 Punkten kurz überspringen, er scheiterte am Schluss aber doch recht deutlich daran. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst und in dem die Schwergewichte stärker gekappt sind, gewann 0,67 Prozent auf 1948,23 und der breit gefasste SPI 0,45 Prozent auf 15'927,04 Zähler. Im SLI schlossen bis auf sechs Titel alle im Plus.
Partners Group gewinnt deutlich
Tagessieger unter den Blue Chips waren mit Abstand Partners Group (+5,4 Prozent). Im Handel wurde die angekündigte Partnerschaft mit dem Vermögensverwalter Blackrock positiv aufgenommen. Dies werde dem Unternehmen eine neue Ertragsquelle eröffnen, zudem seien die Gebührenansätze bei Vermögensgefässen für Privatanleger seit je her üppiger, meinte ein Händler.
Die zuletzt schwachen Technologiewerte konnten sich wieder etwas erholen. Dabei half auch eine starke US-Technologiebörse Nasdaq und die wieder entflammten Hoffnungen um das «Hype»-Thema KI. VAT (+1,2 Prozent) und Logitech (+0,7 Prozent) gingen mit einem klaren Tagesplus aus dem Handel. Im Windschatten verzeichneten auch Chip-Werte wie U-Blox, Inficon und Comet Gewinne bis zu 1,3 Prozent. Bei AMS Osram (+2,6 Prozent) berichteten Händler zudem von Deckungskäufen. So schienen Leerverkäufer die Kursschwäche der letzten Tage genutzt zu haben, um ihre Wetten gegen den Sensorenhersteller zu reduzieren oder gar zu schliessen.
Ein noch deutlicheres Tagesplus im SMI verhinderten Roche GS (-2,2 Prozent). Am Vortag hatte der Pharmakonzern bei einem Fachkongress Daten zu einem weiteren Mittel gegen Fettleibigkeit vorgestellt. Die ersten Reaktionen der Analysten fielen sehr verhalten aus. Zwischenzeitlich gaben die Papiere rund 4 Prozent nach, im Handelsverlauf erholten sie sich jedoch wieder etwas. Besser konnten sich die Schwergewichte Novartis (+1,0 Prozent) und Nestlé (+0,1 Prozent) halten.
Beim angeschlagenen Milchverarbeiter Hochdorf (+28 Prozent) machten sich Händlern zufolge vermehrt Spekulanten breit. Diese hätten die Absicht, den Verkauf an den italienischen Grossaktionär Newlat an der anstehenden ausserordentlichen Generalversammlung in einer Woche zu erzwingen.
Deutliche Zugewinne verzeichnete auch das Biotechunternehmen Kuros (+10 Prozent). Der Aufwärtstrend seit Anfang Jahr setzte sich damit ungebremst fort, das Unternehmen hat den Aktienkurs inzwischen mehr als verfünffacht.
Baloise schlossen nach Halbjahreszahlen 0,6 Prozent höher. Der Versicherungskonzern hatte zudem eine «Refokussierungsstrategie» vorgestellt. Diese kam aber beim aktivistischen Grossaktionär Cevian Capital nicht sonderlich gut an.
Beim Biopharmaunternehmen Santhera (-8,8 Prozent) belasteten die Halbjahreszahlen, die unter den Markterwartungen zu liegen kamen.
(AWP)