Händler sprachen von einer technischen Gegenreaktion auf die starken Verluste in der Vorwoche. Der SMI büsste zwar am Nachmittag im Zuge des Roche-Absturzes wieder einiges an Wert ein, schloss aber dennoch deutlich höher als am Freitag. Die Grundstimmung war laut Händlern auch an anderen europäischen Börsen positiv und auch die US-Börsen eröffneten positiv, sogar der zuletzt arg gebeutelte Nasdaq-Index, der am Freitag den stärksten Rückgang seit 2022 verzeichnet hatte.
Dennoch bleibe die Unsicherheit hoch, waren sich Marktexperten einig. Sie gehen davon aus, dass das Geschehen in den kommenden Tagen weiterhin volatil bleibt und neue Rekordstände vor diesem Hintergrund im September eher schwierig werden dürften. «Die Angst vor der harten Landung flackert wieder auf», hiess es in einem Börsenkommentar. Nun richte sich der Fokus auf die anstehenden Notenbankentscheide. Nachdem am kommenden Donnerstag die EZB ihre aktuelle Entscheidung kommuniziert, folgt die US-Notenbank Fed in der nächsten Woche. In beiden Fällen gehen Ökonomen von einer Zinssenkung aus.
Der Leitindex SMI schloss 0,61 Prozent höher bei 11'980,64 Punkten. Das Tageshoch hatte er kurz vor dem Mittag bei 12'022,04 Punkten markiert. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, stieg um 0,81 Prozent auf 1943,64 Punkte und der breit gefasste SPI um 0,66 Prozent auf 15'929,79 Zähler. Im SLI gingen 26 Titel mit höheren und nur vier mit tieferen Kursen aus dem Handel.
Am Ende der Tabelle befanden sich zum Handelsschluss Swatch (Inhaber) mit einem Minus von 2,7 Prozent. In einer Sensitivitätsanalyse von Bernstein für europäische Luxusgüterhersteller kam der Titel laut Händlern nicht gut weg. Zunächst war noch von Umschichtungen in Richemont die Rede, doch auch dieser Titel schloss mit -0,04 Prozent nur sehr knapp im positiven Bereich.
Roche gibt nach
Zweitgrösste Verlierer waren Roche (GS -2,6 Prozent und I -2,5 Prozent). Nachdem sich die Titel bis kurz nach dem Mittag mit einem leichten Plus mehr oder weniger seitwärts bewegt hatten, sackten sie danach deutlich ab. Marktbeobachter berichteten, es handle sich um Abgaben im Zusammenhang mit den anstehenden Studienergebnissen zur Schlankheits-Pille CT-388, die Roche an dem Kongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) vorstellte. Laut einer Einschätzung der UBS sind die Nebenwirkungen stärker als bei Konkurrenzprodukten. Die Roche-Titel belasteten den Gesamtmarkt zum Handelsschluss mit mehr als 50 Punkten.
An der Spitze der Gewinner befand sich zum Handelsschluss Alcon mit einem Plus von 3,5 Prozent. Der Augenspezialist hatte vergangenen Freitag angekündigt, an der europäischen Fachmesse ESCRS zwei neue digitale Innovationen für die Kataraktchirurgie vorzustellen. Bereits da war der Titel gestiegen.
Aber auch andere Medtechwerte wie Straumann (+1,5 Prozent) und Sonova (+1,2 Prozent) waren gesucht. Zudem verbuchten Zykliker wie Schindler (+2,3 Prozent), ABB (+2,0 Prozent) oder Sika (+1,6 Prozent) deutliche Gewinne, genauso wie defensive Werte wie Givaudan (+2,0 Prozent) oder Lonza (+1,3 Prozent), Finanz- und Versicherungswerte wie Zurich (+2,1 Prozent), Partners Group (+1,6 Prozent) oder Julius Bär (+1,0 Prozent).
Swiss Re (+0,9 Prozent) sagte am Branchentreffen der Versicherer in Monte Carlo, man erwarte eine steigende Nachfrage nach Rückversicherungen und sehe Chancen in der Cyber-Rückversicherung.
Bei VAT (+1,2 Prozent) verwiesen Händler nebst der Erholungstendenz nach der Kursschwäche von letzter Woche, in deren Zug die Titel rund 11 Prozent einbüssten, zusätzlich auf einen verteidigenden Kommentar von JPMorgan. Auch andere Technologiewerte Logitech (+0,8 Prozent) oder in den hinteren Reihen auch Comet (+1,0 Prozent) holten wieder etwas auf, Inficon (-1,0 Prozent) hingegen stand weiterhin auf der Verkaufsliste.
(AWP)