Die Neuigkeit fand sich gut versteckt auf der zehnten Seite des Communiqués zum Jahresabschluss 2024. Sie war danach aber das grosse Gesprächsthema unter Analysten und Investoren. Und sie sorgte dafür, dass die Aktie an der Börse zweistellig abrutschte (13.30 Uhr: -11 Prozent).
Die Neuigkeit war, dass der Verwaltungsrat sich gegen eine Wiederwahl des Niederländers Laurens Last stellt. Dieser ist mit einem Anteil von gut 10 Prozent der grösste SIG-Aktionär.
Hintergrund der Nicht-Empfehlung ist ein Rechtsstreit. Last habe gegen SIG ein Schiedsgerichtsverfahren eingeleitet, hiess es in der Mitteilung.
Last will mehr Geld
Der Niederländer hatte 2022 seine Firma Scholle IPN an SIG verkauft und ist nun laut den Angaben nicht zufrieden mit den geleisteten Zahlungen. Laut SIG sehen diese vor, dass Last zusätzliche Prämien erhält, wenn das von ihm verkaufte Geschäft stark zulegt.
Konkret würden Prämien fällig, wenn Lasts Geschäft mit mehr als 6 Prozent wachse. Dies sei aber weder 2023 noch 2024 der Fall gewesen. Und auch für das laufende Jahr zeichne sich kein solcher Wert ab, sagte CEO Samuel Sigrist vor den Medien und betonte: «Ich kann die Gedankengänge von Herrn Last nicht nachvollziehen.»
Zu den weiteren Plänen von Laurens Last könne er sich ebenfalls nicht äussern, so der CEO weiter. Offen ist somit, ob dieser trotz des Njet des Verwaltungsrats erneut kandidiert, oder ob er sich gar von seinem SIG-Investment trennt.
Der «sehr hypothetische Streitwert» beträgt laut CFO Anne Erkens 300 Millionen Euro - je 100 Millionen Euro für die Jahre 2023, 2024 und 2025. Für diese maximale Prämie hätte das von Last verkaufte Geschäft aber zweistellig wachsen müssen.
Marktreaktion übertrieben?
Analysten hielten die Marktreaktion nicht zuletzt wegen des Streitwerts für übertrieben. Sie verwiesen zudem auf den überraschend guten Geschäftsverlauf gegen Ende 2024.
Der Umsatz (3,33 Mrd Euro) und das bereinigte Wachstum (3,9 Prozent) kamen zwar im Rahmen der Erwartungen zu liegen. Besser als vom Unternehmen und den Analysten prognostiziert entwickelte sich allerdings die Profitabilität. SIG wies eine bereinigte EBITDA-Marge von 24,6 Prozent aus, nachdem lediglich ein Wert «am unteren Ende der Bandbreite von 24 bis 25 Prozent» angepeilt worden war.
CEO Samuel Sigrist zeigte sich denn auch zufrieden. Vor allem im Geschäft mit Getränkekartons seien Marktanteile gewonnen worden. Der Markt sei - grob geschätzt - 1 Prozent gewachsen, SIG aber in diesem wichtigen Teilbereich um 6 Prozent. «Das war Volumenwachstum und nicht Preiswachstum», betonte er.
Zufrieden ist der Firmenchef auch mit den Fortschritten im Geschäft mit Standbeuteln und sogenannten Bag-in-Boxes. Dieses habe nach dem schwachen ersten Semester zum Wachstum zurückgefunden. Von Vorteil sei gewesen, dass die Fast-Food-Ketten in der zweiten Jahreshälfte in den USA ihre Marketingaktivitäten intensiviert hätten. Diese sind ein gewichtiger Abnehmer von Bag-in-Boxes zur Versorgung der Getränkeautomaten.
Für das laufende Jahr 2025 gibt sich das Unternehmen dennoch nicht allzu euphorisch. Konkret peilt das Unternehmen ein bereinigtes Wachstum von 3 bis 5 Prozent an. Die EBITDA-Marge soll in einer Bandbreite von 24,5 bis 25,5 Prozent zu liegen kommen.
Von den Mittelfristzielen, die ein Wachstum von 5 bis 6 Prozent und eine Marge von über 27 Prozent vorsehen, ist das Unternehmen damit noch ein Stück entfernt. Für diese bräuchte es laut den Firmenchefs ein besseres Marktumfeld, das von weniger Zurückhaltung der Konsumenten geprägt sei.
rw/to
(AWP)