Kurzfristig habe «SRF 4.0» zum Ziel, Stellen abzubauen, um ab 2025 weiterhin ein ausgeglichenes Budget sicherzustellen. Der Schritt stehe in keinem Zusammenhang mit den überregionalen Sparmassnahmen innerhalb der SRG, die aufgrund der politischen Prozesse notwendig würden, hiess es bei Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) weiter.

Auslöser seien weiter rückläufige kommerzielle Einnahmen und die Teuerung: «Durch den teilweisen Wegfall des Teuerungsausgleichs bereits im kommenden Jahr und die Gebührenreduktion ab 2027 wird sich unser Finanzrahmen zusätzlich reduzieren», liess sich Direktorin Nathalie Wappler in der Mitteilung zitieren. Gleichzeitig müsse sich SRF der veränderten Mediennutzung anpassen.

Doppelspurigkeiten beseitigen

Einsparungen vorgesehen seien innerhalb der beiden Chefredaktionen Audio/Digital sowie Video. Das Ziel der Anpassungen sei die Nutzung von Synergien zwischen Audio, Video und Digital. Geplant sei weiter auch eine leichte Reduktion von Führungs- und Assistenzstellen.

Nach der Aufteilung von Produktion und Technologie in zwei eigenständige Abteilungen strebt SRF ausserdem in beiden Organisationseinheiten Effizienzgewinne in den Prozessen an. Damit komme es zu einer Reduktion von einzelnen Stellen - auch auf Leitungsebene.

Weitere Einsparungen innerhalb der Abteilung Produktion könnten durch eine Reduktion von Aufträgen für Dritte und eine effizientere Studioplanung realisiert werden. Ebenso sei die Verlagerung von weiteren Sendungen ins News- und Sportcenter (NSC) geplant.

Unternehmensweit würden zudem vereinzelte Stellen abgebaut, um Doppelspurigkeiten in der Organisation aufzulösen. Weiter werde auf einzelne Formate zu nutzungsschwachen Zeiten im Sommer, am Wochenende und ausserhalb der Primetime verzichtet. Zu einem Stellenabbau komme es auch in den Abteilungen Distribution, Sport und Unterhaltung.

Zudem wird es beim Angebot für unter 35-Jährige Veränderungen geben: Um diese Altersgruppe noch gezielter zu erreichen, realisiere SRF künftig weniger Formate, statte die verbleibenden aber mit mehr finanziellen und personellen Mitteln aus. Das Gesamtbudget bleibe unverändert.

Sozialplan vorgesehen

Durch natürliche Fluktuation und ordentliche sowie frühzeitige Pensionierungen könne die Anzahl Entlassungen voraussichtlich reduziert werden, teilte das SRF weiter mit. Für betroffene Mitarbeitende komme ein Sozialplan zum Einsatz.

Der vorgesehene Stellenabbau geschehe vorbehältlich der Resultate aus dem anstehenden Konsultationsverfahren, das eine Personaldelegation der Gewerkschaft SSM im August durchführen werde.

«SRF 4.0» habe neben der kurzfristigen Stabilisierung des Stellen- und Finanzrahmens auch die weitere, mittel- und langfristige digitale Transformation von SRF zum Ziel. Dafür arbeite das Projektteam bis Ende Jahr verschiedene Szenarien für das Angebot und die künftige Organisation aus. Diese Szenarien trügen der unsicheren Entwicklung Rechnung, vor der SRF und die SRG aufgrund der politischen Prozesse stehe.

Medienverbände sind besorgt

Die Schweizer Mediengewerkschaft (SSM) und der Verband Impressum äusserten sich am Donnerstag besorgt über den angekündigten Stellenbau. Impressum forderte von der SRG detaillierte Informationen zu den Abbauplänen.

Die kontinuierlichen Umstrukturierungen und der Abbau an Programm und Personal müssten gestoppt werden, teilte die SSM mit. Dies besonders jetzt, wo durch die Entscheidung des Bundesrats zur Teilrevision der Radio und Fernsehverordnung (RTVV) für die nächsten Jahre weitere Budgetkürzungen bevorstünden.

Unlängst schlug Medienminister Albert Rösti vor, die Radio- und Fernsehabgabe (Serafe) für Haushalte bis 2029 schrittweise auf jährlich 300 Franken zu senken. Zum anderen sollen ab 2027 rund 80 Prozent der mehrwertsteuerpflichtigen Unternehmen von der Abgabe befreit werden.

Die SRG ist laut eigenen Angaben mit rund 5700 Vollzeitstellen und einem Jahresumsatz von 1,54 Milliarden Franken das grösste Unternehmen für elektronische Medien in der Schweiz.

(AWP)