Der St. Galler Bischof Markus Büchel äusserte sich «tief traurig» über den Tod des Papstes. Mit ihm fehle ein ganz Grosser, dem die Kleinsten am wichtigsten waren. Besonders huldigte er seine bescheidene Art und nannte es ein Erlebnis, als Jorge Mario Bergoglio - wie der Papst mit bürgerlichem Namen hiess - am Abend vor seiner Wahl auf die Loggia trat, einfach «Buonasera» sagte und sich als Bischof von Rom vorstellte. Dies habe die Menschen berührt.

Auch der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) bezeichnete in einem Nachruf diesen Abend als «unvergessen» und lobte überdies Franziskus' Einsatz für Frauenrechte in der Kirche. Er sei viel offener gewesen als sein Vorgänger, liess sich die Vizepräsidentin des SKF Katharina Jost Graf in einer Mitteilung zitieren. Aber er habe es nicht vollbracht, die Brücke zu schlagen von der gleichen Würde der Frauen zu gleichen Rechten auch in der Kirche.

Die Gleichstellung der Frauen war auch in der Reaktion der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) Thema. Unter Papst Franziskus seien Frauen in leitende Ämter befördert und nicht mehr tragbare Kirchenfunktionäre entlassen worden. Dabei liess die Präsidentin der EKS Rita Famos aber auch Vorbehalte anklingen. So warteten Frauen noch immer auf die Priesterweihe, und die Diskussion um die Ökumene sei weiterhin festgefahren. Dennoch habe Franziskus seiner Kirche während seiner Zeit ein freundliches Gesicht gegeben.

Ein Mann deutlicher Worte

Der Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain liess die Erinnerung an Franziskus' deutliche Worte nochmals hochleben. Auch wenn der Papst oft kritisiert worden sei, habe es ihn nie davon abgehalten, klar und deutlich seine Meinung kundzutun, schrieb Bonnemain. Erst am Ostersonntag habe er gesagt, dass es keinen echten Frieden ohne Abrüstung geben könne.

Ausserdem habe sich der Papst intensiv für die Armen eingesetzt und Kapitalismus, nationalistische und imperialistische Ideologien, Konsumismus sowie Umweltzerstörung kritisiert, betonte Bonnemain weiter. Sein am Ostersonntag ausgesprochener österlicher Segen «Urbi et Orbi» werde stets dazu ermutigen, sich trotz allen Niederlagen für Frieden, für die Schwächsten, die Flüchtlinge und für alle an den Rand der Gesellschaft Gestellten einzusetzen.

Tod am Ostermontag «symbolisch schön»

Dass der Papst am Ostermontag und im selbst ernannten «Jahr der Hoffnung» gestorben ist, sei symbolisch ziemlich schön, sagte der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Charles Morerod, in einem Statement. Dass er in einem Jahr geganen sei, das er selbst der Hoffnung gewidmet hatte, sei für Christen überaus wichtig. Denn es dominiere die Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort habe.

Zwar habe man gesehen, dass es Papst Franziskus nicht besonders gut ging, dennoch erwartete Morerod seinen Tod nach eigenen Angaben noch nicht. Er erinnerte an seine erste Begegnung mit dem Papst, die von Einfachheit geprägt gewesen sei. Es sei diese Art und Weise gewesen, wie Jesus den Menschen begegnet war, so Morerod. Franziskus habe es verstanden, Verbindungen zu schaffen.

Glockengeläut zum Gedenken

Zu seinem Gedenken ordnete die SBK ein landesweites Glockengeläut am Ostermontag um 15 Uhr an. In Lugano kündigte der Apostolische Administrator Alain de Raemy für den Montagabend eine Gebetswache und eine Messe für die Seele des Papstes an. Der Papst sei ein Beispiel für echte Demut und Fürsorge für die Bedürftigsten gewesen, schrieb de Raemy. Er habe während seines Pontifikats dazu ermahnt, ohne Zögern auf die Güte des Herrn zu hoffen.

Seine menschliche Wärme habe nicht nur Katholiken Trost gespendet, schrieb Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter auf X. Er sei ein grosser spiritueller Führer gewesen, der sich stets für den Frieden eingesetzt habe. Der Zürcher FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann schrieb, Franziskus' Persönlichkeit habe ihm Hoffnung auf eine Kirche gegeben, der er einmal wieder beitreten könnte. Doch es sei auch ihm nicht gelungen, die verkrusteten Strukturen zu durchbrechen.

Als moralische Instanz und als Versöhner würdigte auch der Generalsekretär des Europarates und frühere Bundesrat Alain Berset den verstorbenen Papst. «Was mich am meisten beeindruckt hat, war seine unerschütterliche moralische Klarheit - bei der Förderung von Gerechtigkeit und Versöhnung, bei der Verteidigung des Multilateralismus und bei der Wahrung des humanitären Rechts», schrieb er.

Der ehemalige Schweizergardist und SVP-Nationalrat Nicolas Kolly huldigte den Papst als «wahren heiligen Vater» und spendete seine Gedanken an seine Kameraden im Vatikan. Die Päpstliche Schweizergarde schrieb auf Facebook selbst, sie nehme mit tiefer Trauer Abschied und gedenke Franziskus in Dankbarkeit.

Im Rahmen der Vereidigung der Gardisten erinnerten auch der Nationalratspräsident und die Ständeratspräsidentin von 2022/23 an den Papst und würdigten seinen Dialog für Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Für den 6. Mai ist eine neue Vereidigung vorgesehen. Welche Folgen der Tod des Papstes darauf nun hat, werde noch evaluiert, teilte die Schweizer Garde mit.

Auswirkungen auf Bischofswahl in St. Gallen

Für kommenden Mittwoch ist in St. Gallen die Wahl eines neuen Bischofs vorgesehen. Der aktuelle Bischof Markus Büchel hatte im vergangenen Sommer dem Papst seinen Rücktritt angeboten, der schon eine Woche später angenommen wurde.

Welche Auswirkungen das Ableben Franziskus' auf die Wahl hat, war am Montagnachmittag noch unklar, wie es auf Anfrage beim Bistum St. Gallen hiess. Gemäss Protokoll müsste der Papst die Wahl eines neuen Bischofs bestätigen.

(AWP)