Die weltgrösste Container-Reederei MSC hat freie Bahn für ihren Einstieg beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA. Wie die Hamburger Wirtschaftsbehörde am Freitag mitteilte, gibt es nun auch grünes Licht von den ukrainischen Wettbewerbshütern. Damit seien sämtliche Vollzugsbedingungen erfüllt.
Die ukrainischen Kartellwächter waren die letzten, von denen die Zustimmung noch fehlte. Die HHLA betreibt ein Terminal im Schwarzmeerhafen Odessa. Umstritten ist der Deal aber am Stammsitz in Hamburg, wo das HHLA-Management im September 2023 offenbar von den Plänen des Senats überrascht worden war. Rund ein Jahr später stimmte die Bürgerschaft nach hitzigen Debatten zu, die EU-Kommission gab ihr OK Anfang Oktober.
Bei dem Geschäft gibt die Freie und Hansestadt Hamburg als Grossaktionärin Anteile am börsennotierten HHLA-Teilkonzern Hafenlogistik an die Mediterranean Shipping Company (MSC) ab, womit der Branchenprimus der internationalen Container-Schifffahrt künftig knapp die Hälfte an dem Hamburger Traditionskonzern halten wird. MSC gehört der Familie des italienischstämmigen Konzerngründers Gianluigi Aponte und gilt als ausserordentlich verschwiegen.
Mit dem in der Schweiz ansässigen Unternehmen steigt eine Rivalin der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd bei der HHLA ein - dem wichtigsten Hafenbetreiber in Deutschlands grösstem Seehafen. Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard betonte am Freitag: «Die HHLA wird weiterhin für alle Kunden des Hamburger Hafens verlässliche Dienstleistungen erbringen.» Der Deal hatte in der Hansestadt zum Teil heftige Kritik ausgelöst. Dies geschah nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch wegen der stark mit dem Hafen verknüpften Identität der Stadt.
Zuletzt wurde es zeitlich knapp
Die HHLA, die die jüngste Entwicklung inhaltlich nicht kommentierte, betreibt in Hamburg drei von vier Terminals sowie je eins in Estlands Hauptstadt Tallinn, im italienischen Triest sowie in Odessa. Zum Schluss wurde es mit der noch ausstehenden Entscheidung der Kartellwächter in der Ukraine zeitlich etwas knapp: Am Mittwoch kommender Woche mussten laut Angebotsunterlagen sämtliche behördlichen Genehmigungen vorliegen, sonst wäre das Geschäft doch noch geplatzt.
Kritiker fürchten einen zu grossen Einfluss von MSC und eine ungewisse Zukunft für die HHLA. Die Rede war von «verscherbeltem Tafelsilber» und «historischem Fehler». Vor allem die Bahn-Tochter Metrans wird von Kritikern als unter Wert verkaufte HHLA-Perle betrachtet.
Der rot-grüne Senat erhofft sich dagegen durch das Engagement des Reederei-Riesen positive Effekte in länger schon schwierigen Zeiten für den Hamburger Hafen und verwies auf nun anstehende massive Investitionen in die Modernisierung. MSC-Vorstandschef Sören Toft erklärte: «Gemeinsam mit der Stadt Hamburg als Mehrheitseigentümerin werden wir die HHLA und den Hamburger Hafen dabei unterstützen, wieder auf Wachstumskurs zu kommen.» Laut aktuellen Zahlen vom gesamten Hafen - also auch dem einen nicht der HHLA gehörenden Terminal - stagnierte der Containerumschlag in den ersten neun Monaten 2024 mit 5,8 Millionen Standardcontainern (TEU) nahezu.
(Reuters)