Wegen der Coronakrise stehen viele der zur Sparkassen-Gruppe gehörenden Institute unter Druck. Im abgelaufenen Jahr mussten sie hohe Rückstellungen wegen möglicher Kreditausfälle in Folge der Pandemie bilden.

Ab diesem Monat verlangt die LBBW-Tochter BW Bank im Bundesland Baden-Württemberg von neuen Privatkunden auf Guthaben von mehr als 100'000 Euro auf Tagesgeld- und Girokonten eine Gebühr von 0,5 Prozent. Bestandskunden sind davon zunächst nicht betroffen, sollen allerdings bei sehr hohen Vermögen gezielt "angesprochen" werden. Erst im Dezember hatte die BayernLB bei ihrer Direktbank-Tochter DKB ebenfalls einen Negativzins von 0,5 Prozent bei einem Freibetrag von 100.000 Euro eingeführt.

Auch die Frankfurter Sparkasse als Bestandteil der Helaba verlangt derartige Gebühren bei neuen Privatkunden, allerdings schon länger. Sie liegen bei 0,5 Prozent ab 250'000 Euro. Eine Ausnahme bildet die Braunschweigische Landessparkasse der NordLB, die derzeit darauf ganz verzichtet.

Ein DKB-Sprecher verwies zur Begründung für die Erhebung der Gebühren auf die Niedrigzinsphase. Auch auf seine Firma habe das "langfristig Auswirkungen bei den Einnahmen aus dem Einlagen- und Kreditgeschäft".

Branchentrend

Letztlich geht es darum, dass die Europäische Zentralbank von Banken 0,5 Prozent verlangt, wenn sie Geld bei ihr parken. Steigende Kundeneinlagen können so schnell zu einem hohen Kostenfaktor werden. Laut Bankenverband, der die Interessen von Instituten wie Deutsche Bank und Commerzbank vertritt, zahlen deutschen Banken derzeit insgesamt 4 Milliarden Euro an Negativzinsen, hochgerechnet auf ein Jahr und nach Abzug von Freibeträgen.

Die Landesbanken geben diese Kosten nun verstärkt auch an ihre Kunden weiter und folgen damit einem Branchentrend, nachdem sie wegen der Coronakrise und erwarteter Kreditausfälle vor zusätzlichen Belastungen stehen.

So müssen Sie den Negativzins auf dem Sparkonto nicht bezahlen

Allein die LBBW bildete im ersten Halbjahr 2020 eine Risikovorsorge von 281 Millionen Euro. Dahinter standen die Pandemie und die Pleite der Wirecard.

Die NordLB baute die Vorsorge im gleichen Zeitraum auf 99 Millionen Euro aus. Bei der Helaba kletterte sie auf 151 Millionen Euro. Und bei der BayernLB ging es auf 75 Millionen Euro hoch. Ein Vergleich für die ersten 9 Monate ist nicht möglich, da nicht alle Banken Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt haben.

Auch in der Schweiz sind Negativzinsen für Bankkunden ein Thema, das zunimmt. cash.ch hat im Januar hier über das Thema berichtet.

(Bloomberg/cash)