Inn der zweiten Jahreshälfte hat der Franken zum Euro um mehr als 5 Prozent aufgewertet. Hintergrund waren die Kursgewinne an der Schweizer Börse, aber auch die Schwäche der europäischen Gemeinschaftswährung Euro.

"Während die Geldmärkte im Oktober unrealistische Erwartungen hinsichtlich der Zinsabsichten der SNB einpreisten, hat das Wiederaufflammen der Pandemie in Europa dazu geführt, dass sich die Dreimonats-SARON-Sätze nun auf ein realistischeres Niveau eingependelt haben”, schreibt Analyst Ven Ram im Bloomberg-Blog Markets Live. "Dennoch wird der Druck auf den Franken, weiter aufzuwerten, anhalten, was auch am Optionsmarkt zu beobachten ist.

Die derzeitigen Volatilitätspreise berücksichtigten die Möglichkeit, dass der Euro-Franken-Kurs die Parität erreiche. Diese Aussicht könnte in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres in den Fokus der Märkte rücken, so Ven Ram.

Um Überschwang beim Franken im Zaum zu halten, könnte die SNB ihre Einschätzung des Wechselkurses ändern. Bislang liegt die Charakterisierung bei "hoch bewertet" "Während eine Änderung der Sprache den politischen Entscheidungsträgern eine gewisse unmittelbare Erleichterung verschaffen mag, könnte die SNB feststellen, dass zur Verhinderung anhaltender Kapitalflüsse mehr als nur starke Rhetorik erforderlich ist", meint der Analyst.

Eine Änderung des Leitzinses in der Schweiz ist dagegen nach einhelliger Einschätzung von Ökonomen trotz des jüngsten Anstiegs des Franken zum Euro auf den höchsten Stand seit mehr als sechs Jahren am Donnerstag nicht zu erwarten. Alle 32 von Reuters befragte Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) bei ihrer nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag an ihrem Leitzins von minus 0,75 Prozent festhalten wird. Auch die Strafzinsen für Geld, das Banken bei der Zentralbank parken, dürfte bei 0,75 Prozent bleiben.

Negativzins bleibt unangetastet

Das dreiköpfige SNB-Direktorium um Notenbankchef Thomas Jordan dürfte zu Devisenmarktinterventionen greifen, um einen wirtschaftsschädlichen Wertzuwachs des Frankens zu unterbinden, erwartet das Gros der befragten Volkswirte.

"Insgesamt denken wir, dass die SNB die Gelegenheit nutzen wird, um zu betonen, dass die Inflation - und damit die Normalisierung der Geldpolitik - in der Schweiz weniger ein Thema ist als in anderen Ländern, und damit etwaigen hawkischen Erwartungen entgegenzuwirken", erklärten die Volkswirte der UBS. Fast alle Analysten, die die entsprechende Frage beantworteten, gehen zudem davon aus, dass die Schweizer Währungshüter eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) abwarten werden, bevor sie nachziehen.

Die SNB hält den Leitzins seit bald sieben Jahren historisch tief im negativen Bereich und greift zu Fremdwährungskäufen, um einen Anstieg der in Krisenzeiten als sicherer Hafen gefragten Landeswährung abzuwenden. 

(Bloomberg/Reuters)