Der Preis für den am Dienstag auslaufenden Terminkontrakt auf die US-Sorte WTI brach am Montag um knapp 56 Dollar auf minus 37,63 Dollar je Barrel (159 Liter) ein - ein Rückgang von 306 Prozent. Die Verkäufer zahlen damit Geld, damit ihnen jemand das Öl abnimmt. Der Absturz des Mai-Kontrakts liess auch die anderen Kontrakte fallen.
US-Öl zur Lieferung im Juni verlor 18 Prozent auf 20,43 Dollar je Barrel. Die Nordsee-Sorte Brent sank fast neun Prozent auf 25,57 Dollar je Barrel Anleger befürchten, dass die Tanklager-Kapazitäten bald erschöpft sind. In den vergangenen Wochen stiegen die US-Bestände um knapp 20 Prozent und liegen mit gut 500'000 Millionen Barrel auf dem höchsten Stand seit etwa drei Jahren.
Das Rekordhoch von 2017 ist nur noch etwa 35'000 Millionen Barrel entfernt. Gleichzeitig werden immer mehr Tanker als schwimmende Lager genutzt. Insidern zufolge verdoppelte sich die dort geparkte Rohölmenge binnen zwei Wochen auf den Rekordwert von 160 Millionen Barrel. Experten schätzen, dass in ein bis zwei Monaten Tanks weltweit zum Überquellen gefüllt sein werden.
Giftige Mischung
Aufgrund der wesentlich höheren Preise für künftige Öllieferungen, nicht nur bei US-Öl, sprachen einige Marktteilnehmer von einem "Super-Contango". Eine solche Marktsituation ist gekennzeichnet durch steigende Ölpreise, je weiter ihre physische Auslieferung in der Zukunft liegt. Dies kann ein Zeichen für eine aktuell besonders schwache Nachfrage oder ein besonders hohes Angebot sein. Gegenwärtig trifft beides zu.
Aufgrund einer giftigen Mischung aus einer stark fallenden Nachfrage und einem viel zu hohen Angebot drohen in vielen Ländern die Lagerkapazitäten überschritten zu werden.
Die grundlegende Lage am Erdölmarkt ist gekennzeichnet durch ein viel zu hohes Angebot bei stark fallender Nachfrage. Die Corona-Krise sorgt für einen globalen Konjunktureinbruch, was eine rückläufige Öl-, Benzin- und Dieselnachfrage zur Folge hat.
Zwar haben grosse Erdölproduzenten wie Russland und Saudi-Arabien unlängst deutliche Förderkürzungen angekündigt. Experten zweifeln jedoch, ob die Reduzierungen ausreichen, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen.
(Reuters/AWP/cash)