Für den Multimilliardär und Unternehmer Babis ist dies eine Kehrtwende. In der Vergangenheit hatte er wiederholt erklärt, dass der Betreiber CEZ den Bau ohne staatliche Hilfe stemmen könne. Die Regierung rechnet nun damit, dass ein Rahmenvertrag mit dem teilstaatlichen Unternehmen bis Ende Juni unterschriftsreif ist. Die Ausschreibung für den Neubau mit einer maximalen Leistung von 1200 Megawatt könnte bis Jahresende erfolgen.
Anders als Deutschland setzt Tschechien weiter auf Atomkraft. Ihr Anteil am Strommix soll nach den Plänen der Regierung in Prag bis 2040 sogar auf mehr als die Hälfte ansteigen. Kritiker warnen vor hohen Kosten. Industrieminister Karel Havlicek sagte indes der Zeitung "Hospodarske noviny" (Donnerstag): "Wenn es gut gemacht ist, werden wir daran verdienen."
Die deutsche Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl sagte: "Die tschechische Kehrtwende zeigt, dass Atomkraft nur mit massiven staatlichen Investitionen funktioniert. Die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag kritisierte, das Nachbarland stürze sich in ein "Mega-Projekt mit ungewissem Ausgang". Die Bundesregierung solle sich dafür einsetzen, staatliche Finanzierungen für Atomkraftwerke in Europa zu verbieten.
Eine Studie zum benachbarten Polen im Auftrag des Ökoenergieanbieters Greenpeace Energy war vor zwei Jahren zu dem Schluss gekommen, dass Investitionen in erneuerbare Stromerzeugung dort günstiger wären als der Bau eines neuen Atomkraftwerkes. Würden Nachbarn wie Polen und Tschechien zusammenarbeiten, könnten die Kosten weiter sinken./hei/DP/jha
(AWP)