Elon Musk hatte das Automobil-Establishment überrascht, als er eine kleine Gemeinde in Ostdeutschland als Standort für die erste europäische Autofabrik auswählte. Der Politiker, der ihn nach Brandenburg gelockt hatte, will die Region nun zu einem wichtigen Zulieferzentrum für die Elektrofahrzeug-Branche machen.

Bei Tesla könnte in rund zwei Jahren die Batteriezellen-Produktion beginnen, um die Musk das in Grünheide entstehende E-Auto-Werk ergänzen will. Dies sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach im Bloomberg-Interview.

Im 100 Kilometer entfernten Schwarzheide will der Chemiekonzern BASF Kathoden herstellen und Batterien recyceln. Die französische Air Liquide wird 40 Millionen Euro in die Versorgung der dortigen Produktion mit Sauerstoff und Stickstoff investieren. Im ebenfalls brandenburgischen Ludwigsfelde plant das US-Unternehmen Microvast die Produktion von Schnelllademodulen für Transporter und SUVs.

Diese Investitionen und Musks hochfliegende Ambitionen nähren die Hoffnung, dass Brandenburg sich zu einem Zentrum der Elektrofahrzeug-Lieferkette entwickeln kann, das Tausende von Arbeitsplätzen bietet. Steinbach sieht die Chance, dass Grünheide zur größten Batteriezellenfabrik der Welt wird.

“Das ist die Vision, die ich verfolge”, sagte der ausgebildete Chemieingenieur. Die Ankunft von Tesla habe Brandenburg ins Visier von Firmen gerückt, die neue Industriestandorte errichten wollen. “Wir hatten mehr Anfragen für mögliche Investitionen in Brandenburg als jemals zuvor - und das mitten in einer Pandemie.”

Verzögerungen im Genehmigungsverfahren

Bevor Tesla in Deutschland Batterien herstellt, konzentriert sich das Unternehmen darauf, die Montage des Model Y in Grünheide zum Laufen zu bringen. Der Standort soll Mitte dieses Jahres mit der Produktion dieses Modells beginnen und schließlich bis zu 500'000 Fahrzeuge pro Jahr herstellen.

Während der Bau für Deutschland ungewöhnlich schnell voranschreitet, wartet Tesla immer noch auf die endgültige Genehmigung der brandenburgischen Behörden. Hürden dabei sind rechtliche Einwände von Umweltgruppen. Steinbach zeigte sich in Bezug auf die Genehmigung des Autowerks “total entspannt”. Etwaige Verzögerungen im Genehmigungsverfahren bedeuteten nicht, dass die Fabrik letztlich kein grünes Licht bekomme.

Die Behörden setzten Qualität vor Schnelligkeit, um sicherzustellen, dass jede Entscheidung rechtlichen Anfechtungen standhält, so Steinbach. Es sei zwar nicht auszuschließen, dass Verzögerung im letzten Jahr die Eröffnung der Fabrik verzögern könnten. Tesla habe jedoch nicht signalisiert, dass die Produktion nicht wie geplant im Juli beginnen werde.

(Bloomberg)