Analysten erwarten im Schnitt für das Geschäftsjahr 2021 einen Reingewinn von 186 Millionen Franken gegenüber einem Gewinn von 138 Millionen im Jahr 2020. Der Umsatz soll sich im Schnitt auf 3,69 Milliarden Franken belaufen, verglichen mit 3,09 Milliarden im Vorjahr. Die Analysten erwarten einen Anstieg der Dividende auf 1,13 Franken pro Aktie verglichen mit 85 Rappen im 2020.

Im Zentrum des Interesses werden aber die Aussagen von Konzernchef Peter Spuhler zur Zukunft des Werks in Weissrussland stehen. Die EU und andere Staaten haben neue Sanktionen gegen den Verbündeten Russlands im Ukraine-Krieg beschlossen. Bereits zuvor war die Produktion in Weissrussland in der Kritik gestanden wegen des gewaltsamen Umgangs von Machthaber Alexander Lukaschenko mit
Massenprotesten im Jahr 2020.

Analysten sehen nun für den Konzern höhere betriebliche und finanzielle Risiken durch das Werk in der Nähe von Minsk wegen der Sanktionen. Es könnte zu höheren Kosten und Wertberichtigungen durch die Verlagerung der Produktion an andere Standorte kommen, befürchten die Experten. Stadler hat laut Spuhler bereits begonnen, Teile der Produktion aus dem Werk bei Minsk an Standorte in der EU, vor allem ins polnische Werk Siedlce, und in die Schweiz zu verlagern.

Aktienkurs schwer getaucht

Ende Februar hatte Stadler noch verlauten lassen, dass es in dem Werk keine Einschränkungen der Produktion infolge der politischen Situation gebe. Die Produktionskapazität des Werks bezifferte damals auf "weniger als zehn Prozent" der gruppenweiten Kapazität. Zudem würden nur 2 Prozent des Auftrabeständes von 18 Milliarden Franken in Weissrussland abgewickelt, hiess es weiter.

Die Aktie von Stadler ist seit Ende Januar massiv unter Druck geraten, war letzten Montag gar unter die Marke von 30 Franken gefallen und hatte bei 28,22 Franken den tiefsten Stand seit dem Börsengang am 12. April 2019 erreicht. Davon hat sich der Kurs seither wieder etwas erholt. Gegenwärtig wird das Papier zu rund 35,50 Franken gehandelt. Von den elf Analysten von Stadler Rail, welche Bloomberg erfasst, haben deren fünf ein "Kaufen"-Rating auf der Aktie und je drei haben "Halten" und "Verkaufen"-Empfehlungen.

Ebenfalls im Fokus steht die Entwicklung der Profitabilität, die gemäss früherer Aussagen von Peter Spuhler noch Luft nach oben hat. Im August hatte der Konzern eine starke Erhöhung des Umsatzes und der Profitabilität gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 in Aussicht gestellt. Analysten rechnen für das
Gesamtjahr 2021 mit einem deutlichen Anstieg von Umsatz und Gewinn. Allerdings dürfte die Profitabilität die höheren Rohstoff- und Energiepreise, die Lieferengpässe und die Schwierigkeiten in der Logistik zu spüren bekommen haben.

Ende Februar hatte Stadler hatte einen der grössten Aufträge seiner Geschichte definitiv an Land gezogen. Der Zugbauer darf nun doch 186 Doppelstockzüge an die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) liefern. Daneben ist ein weiterer Milliardenauftrag von Stadler wegen einer Alstom-Klage hängig. Die SBB hatte Anfang Oktober einen Auftrag über 2 Milliarden Franken an Stadler vergeben. Dafür sollten 286 Züge für die Ostschweizer Tochter Thurbo sowie für die Walliser Regionalps angeschafft werden.

Stadler verfolgt weiterhin eine Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von etwa 60 Prozent des Nettoergebnisses. Mittelfristig hat sich der Konzern eine EBIT-Marge von 8 bis 9 Prozent ab dem Jahr 2023 zum Ziel gesetzt.

(AWP/cash)