Noch im Frühsommer und Sommer 2007 glaubte noch niemand so recht an eine Bankenkrise. Zwar war damals bereits bekannt, dass die UBS (wie auch die Credit Suisse) in Geschäfte mit risikoreichen Hypotheken in den USA verwickelt war. Doch 2006 war mit einem Jahresgewinn von 12 Milliarden Franken ein Rekordjahr für die grösste Schweizer Bank. Die UBS-Aktie erreichte im Februar und Anfang Juni 2007 ein Allzeithoch bei 75 Franken.

Zwischen diesen beiden Monaten erfolgte eine Korrektur auf 62 Franken. Börsen-Experten schlugen damals aber nicht Alarm. Im Gegenteil: In der Wochenzeitung Cash sagte am 22. März 2007 ein Analyst, dass die Kursrückschläge bei den Schweizer Bankaktien Einstiegsmöglichkeiten böten. Das Umfeld für Banken sei eigentlich nicht schlecht. Der Aktienkurs von 2007 bis heute macht deutlich, dass man besser nicht eingestiegen wäre:

Entwicklung der UBS-Aktie seit Januar 2007, Quelle: SIX

Heute kostet ein Titel der UBS weniger als 17 Franken, seit 2009 tendiert die Aktie auf langfristige Sicht eher seitwärts. Wie konnte es so weit kommen? Eine Übersicht, wie die Krise der UBS ihren Lauf nahm:

3. Mai 2007: Erste Alarmzeichen

Die 2005 von der UBS gegründete Hedgefonds-Firma Dillon Read Capital Management (DRCM) weist aufgrund der US-Hypothekenkrise einen Verlust von 150 Millionen Franken auf und wird zurück in die Investment Bank integriert, was Kosten von 229 Millionen Franken zur Folge hat.

Aktienkurs: 70,51 Franken

6. Juli 2007: Der CEO geht überraschend

CEO Peter Wuffli tritt per sofort zurück und wird durch Marcel Rohner ersetzt. Wuffli hatte das Amt seit Dezember 2001 inne. Er baute in dieser Zeit das Investment Banking aus. 

Aktienkurs: 68,57 Franken

1. Oktober 2007: Abschreibungen und weitere Rücktritte im Management

Verschlechterte Bedingungen auf dem US-Subprime-Markt für Wohnhypotheken zwingen die UBS zu Abschreibungen von 4 Milliarden Dollar. Im Investmentbanking werden bis Ende Jahr 1500 Stellen abgebaut. Finanzchef Clive Standish und der Investmentbank-Leiter Huw Jenkins treten zurück.

Aktienkurs: 59,45 Franken

14. Februar 2008: Grosser Jahresverlust und turbulente GV

Im Jahr 2007 schreibt die UBS einen Verlust von 4,4 Milliarden Franken. Schlimmer eigentlich: Abschreibungen in der Höhe von 21 Milliarden Franken fallen an. Gleichzeitig zahlt die Grossbank Boni in der Höhe von 12 Milliarden Franken – etwa gleich viel wie im Rekordjahr 2006. Emotionen kochen hoch. An der ausserordentlichen UBS-Generalversammlung zwei Wochen später kommt es zu tumultartigen Szenen: UBS-Kritiker Thomas Minder, der den UBS-Verwaltungsrat als "Nominierte für das Versagerteam des Jahrhunderts" bezeichnet, wird nach seiner Rede von Bodyguards aus dem Saal gezerrt, weil er Ospel das Obligationenrecht überreichen will. 

Aktienkurs: 34,50 Franken

1. April 2008: Ospel kündigt Rücktritt an

Im ersten Quartal 2008 beträgt der Verlust 12 Milliarden Franken. Die UBS muss weitere 19 Milliarden Franken aufgrund von Ramschhypotheken abschreiben, total sind es inzwischen 40 Milliarden Franken, welche die UBS durch die US-Hypothekenkrise verloren hat - so viel wie keine andere europäische Bank. Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel kündigt seinen Rücktritt an, Nachfolger wird Peter Kurer. 

Aktienkurs: 29,86 Franken

1. Juli 2008: Vier Verwaltungsräte gehen

VR-Präsident Peter Kurer kündigt eine Reorganistation der Führungsstruktur an. Vier Verwaltungsräte treten ab, darunter auch Stadler-Rail-Inhaber Peter Spuhler. Anleger hätten sich auch Informationen über den Streit mit den US-Behörden und zum Geschäftsgang erhofft. Die Unsicherheit unter Investoren ist gross, die UBS-Aktie fällt auf den damals tiefsten Stand seit zehn Jahren.

Aktienkurs: 20,04 Franken

15. September 2008: Die Pleite von Lehman Brothers

Der grosse Knall: Die US-Investmentbank Lehman Brothers muss Insolvenz beantragen. An den Märkten herrscht Chaos. Innerhalb von nur drei Handelstagen stürzt die UBS-Aktie um 35 Prozent ab.

Aktienkurs: 19,84 Franken

16. Oktober 2008: Der Staat greift der UBS unter die Arme

Zwei Kapitalerhöhungen und der Versuch eines Aufräumens von Altlasten brachten nicht den gewünschten Effekt: Die UBS muss vor dem Kollaps gerettet werden. Der Bund schiesst 6 Milliarden ein. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) übernimmt faule Kredite im Wert von 45,5 Milliarden Franken.

Aktienkurs: 18,80 Franken

9. Februar 2009: Neuer Rekordverlust

Die UBS meldet für 2008 einen Rekordverlust von 19,7 Milliarden Franken. Dieser ist gemäss UBS auf falsche Entscheidungen ihrer Investmentbank zurückzuführen. Gleichzeitig kommt es bis Ende Jahr zum Abbau von 2000 weiteren Stellen im Investmentbanking. Am 26. Februar tritt CEO Marcel Rohner ab. Nachfolger wird der frühere Credit-Suisse-Konzernchef Oswald Grübel. Er wird an den Märkten wie ein Messias empfangen.

Aktienkurs: 12,73 Franken

9. März 2009: UBS-Aktie erreicht Boden

Der Swiss Market Index (SMI) erreicht im Tagesverlauf mit 4235 Punkten den bis heute tiefsten Stand seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2007. Und die UBS-Aktie fällt am gleichen Tag auf ihr Rekordtief bei 8,09 Franken - dies ist ein Verlust von fast 90 Prozent im Vergleich zum Rekordhoch vom 9. Februar 2007 (74,56 Franken).

Aktienkurs: 8,09 Franken (Tagestief), 8,46 Franken (Schlusskurs)

(Mit Material von SDA)

Bisher erschienen in der cash-Serie "Zehn Jahre Finanzkrise":