Nachdem es für die Schweizer Börse wochenlang nur steil nach oben ging, wurde der Rekordlauf am Donnerstag durch aufkeimende Pandemieängste und Sorgen wegen Verlangsamung der Konjunkturerholung abrupt beendet. Auf Wochensicht gewinnt der Swiss Market Index (SMI) – stand Freitagvormittag – immerhin noch 0,1 Prozent.

Im Blue-Chip-Index steht mit der Aktie von Lonza (+2,8 Prozent) wohl nicht per Zufall ein Titel an der Spitze, der, weil Partner des Impfstoffproduzenten Moderna, als Pandemie-Gewinner betitelt werden darf. Eine starke Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus wird auch die Impfstoff-Produktion weiter ankurbeln, denken sich viele Investoren. Zudem hat der Pharmazulieferer letzten Freitag verkündet, dass der Verkauf des Chemiegeschäfts abgeschlossen ist. Dies spült Lonza 4,2 Milliarden Franken für zukünftiges Wachstum in die Kassen.

Hinter dem zweitplatzierten Geberit (+2,1 Prozent) folgt der Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB (+2,0 Prozent). Rückenwind erhält der Titel nicht von Unternehmensnachrichten. Die Analysten von Goldman Sachs sehen grosses Wachstumspotenzial und nehmen ABB in ihre "European Conviction"-Liste auf. Das anvisierte Kursziel heben sie sogar auf 44 Franken.

Quelle: Bloomberg

Die Wochenverlierer im SMI sind die Bankaktien. UBS (-4,8 Prozent) und Credit Suisse (-4,7 Prozent) verlieren im Gleichschritt mit dem starken Rückgang der Anleiherenditen. Denn tiefere Verzinsungen bedeuten bei den Banken engere Margen und tendenziell weniger Erträge. Dabei ist vor allem die Entwicklung bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen sehr wichtig. Diese werfen so wenig ab wie seit über vier Monaten nicht mehr.

Der breite Markt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) zeigt sich auf Wochensicht unverändert. Hinter Groupe Minoteries (+11,5 Prozent) belegt Komax (+7,7 Prozent) den zweiten Rang. Das Industrieunternehmen erwartet für das zweite Halbjahr mehr Umsatz. Im ersten Halbjahr habe sich die Marktsituation schrittweise verbessert. Die Bank Vontobel erhöht das Kursziel für Komax auf 290 von 255
Franken und bestätigt die Einstufung "Buy".

Ebenfalls ein positiver Ausblick hievt den Sensorenhersteller Sensirion (+7,7 Prozent) auf den dritten Platz. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, solle der Jahresumsatz 15 Prozent über der bisherigen Prognose zu liegen kommen.

Quelle: Bloomberg

Das Schlusslicht im SPI ist das Pharmaunternehmen Polyphor (-15,1). Der Abwärtstrend seit Anfang Juli, als die die Baselbieter einen Produktrückschlag erlitten und quasi die Sinnfrage für das Unternehmen gestellt haben, hält an. Die Aktien sind daher hochspekulativ.

Zu den dieswöchigen Verlierern gehört mit LM Group - vormals Lastminute.com - (-7,3 Prozent) auch ein Reisetitel. Die wieder ansteigenden Fallzahlen in Europa und die besorgniserregende Entwicklung in Asien lassen Zweifel an einer schnellen Erholung der Reisebranche aufkommen.

Der Reisedetailhändler Dufry, der ebenfalls unter den Reisesorgen leidet (-5,7 Prozent), gehört zwar nicht zu den zehn schlechtesten SPI-Titel. Dies aber nur, weil am Mittwoch Spekulationen über ein Kaufinteresse am italienischen Betreiber von Flughafen- und Autobahnraststätten Autogrill die Aktien kurzzeitig nach oben getrieben haben. 

ManuelBoeck
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