Um das Öl-Geschäft vor den Strafmassnahmen zu schützen, werde künftig privaten Unternehmen die Ausfuhr von iranischem Rohöl erlaubt, kündigte Vizepräsident Eschak Dschahangiri am Sonntag an. "Iranisches Rohöl wird an der Börse angeboten und der Privatsektor kann es exportieren", sagte er angesichts der im Atomstreit angekündigten neuen Sanktionen. Zugleich warnte Ölminister Bidschan Sanganeh in einem Brief andere OPEC-Mitgliedsstaaten davor, die Einheit des Ölkartells zu unterwandern und forderte dazu auf, alle einseitigen Massnahmen zu unterlassen.

Jeder, der versuche, dem Iran Marktanteile im Ölgeschäft wegzunehmen, begehe einen grossen Verrat an der Islamischen Republik und werde eines Tages dafür bezahlen, sagte Vizepräsident Dschahangiri bei einem Wirtschaftstreffen in Teheran. "Wir wollen Amerikas Versuch abwehren, Irans Öl-Exporte zu stoppen." Saudi-Arabien hatte sich nach Angaben von US-Präsident Donald Trump zu einer Ausweitung seiner Ölförderung bereiterklärt. Der saudische König Salman habe seiner Bitte zugestimmt, die Ölproduktion "vielleicht um bis zu zwei Millionen Barrel" zu steigern, erklärte Trump am Samstag per Twitter. Damit sollten Lieferausfälle durch Sanktionen gegen den Iran und Venezuela aufgefangen werden.

Trump warf am Sonntag den OPEC-Staaten vor, die weltweiten Ölmärkte zu manipulieren. In einer Nachrichtensendung des Senders Fox News forderte er das Kartell auf, dies zu beenden. Zugleich warnte er europäische Unternehmen erneut vor Strafmassnahmen, falls sie weiter Geschäfte mit dem Iran betrieben.

Die USA haben dazu aufgerufen, die Öl-Einfuhren aus dem Iran bis November zu stoppen. Damit will Trump Druck auf das Land ausüben, sich zu Verhandlungen über eine schärfere Nachfolgevereinbarung für das Atomabkommen bereitzuerklären. Die USA haben die 2015 geschlossene Vereinbarung mit dem Iran im Mai einseitig aufgekündigt und schärfere Sanktionen angekündigt, die am 4. November in Kraft treten sollen.

Proteste gegen Wasserknappheit

Angesichts fallender Lagerbestände und Forderungen von grossen Opec-Kunden wie den USA und China hatte sich die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) vergangenen Monat grundsätzlich auf eine höhere Öl-Produktion geeinigt. Demnach sollen ab Juli Mitglieder des Ölförderkartells und andere führende Öl-Länder wie Russland die Produktion um rund eine Million Barrel pro Tag ausweiten.

Unterdessen versucht der Iran Proteste gegen die Wasserknappheit in einer Stadt im Süden des Landes zu unterdrücken. Berichten zufolge schossen Polizisten in der Stadt Chorramschahr auf Demonstranten, die Banken und öffentliche Gebäude attackierten. Keiner sei bei den Unruhen getötet worden und nur eine Person sei bei einer Schiesserei verletzt worden, teilte das Innenministerium mit. Ziel sei, die Proteste so schnell wie möglich zu beenden. Wegen einer Dürre und Missmanagement-Vorwürfen hatte es im Iran zuletzt mehrfach Proteste gegen den Wassermangel gegeben.

Irans Präsident Hassan Ruhani hatte die neuen US-Strafmassnahmen als Teil eines wirtschaftlich und politischen Krieges der USA kritisiert und den Iranern trotz der Sanktionen eine Sicherung der Grundversorgung zugesagt. Die bevorstehenden Strafmassnahmen hatten zuletzt eine Flucht iranischer Sparer aus dem einheimischen Rial und eine deutliche Abwertung der Landeswährung ausgelöst.

(Reuters)