Zwar bewegen sich Indizes für Aktien, Anleihen und Währungen seit Anfang August in der Nähe ihrer Höchststände. Die politischen Krisen in Ecuador und Argentinien, in der Türkei, in Südafrika und zuletzt in Chile und im Libanon mahnen derweil an die Risiken zu denken, die Märkte mit den höchsten Renditeniveaus bergen.
David Levy fühlt sich an den US-Immobilienmarkt vor der Welt-Finanzkrise erinnert. Der Chef des Jerome Levy Forecasting Center verweist dabei auf die Kombination von Renditejagd mit steigenden Verschuldungsniveaus in den Schwellenländern.
“In diesem Zyklus entsteht die Investmentblase im Bereich der Emerging Markets”, sagt Levy. “In der nächsten Rezession wird es für Schwellenländer ernsthafte Probleme geben.”
Welche Risiken es gibt, zeigte sich am Montag in Chile. Nach massiven Protesten der Bevölkerung rief die Regierung des am höchsten verschuldeten lateinamerikanischen Landes den Ausnahmezustand aus. Der Peso fiel 1,9 Prozent, am Aktienmarkt ging es 4,6 Prozent abwärts.
Präsidentschaftswahl in Argentinien
Auch in Ecuador sind Proteste eskaliert. Hier hat Präsident Lenin Moreno die Treibstoffsubventionen beendet. In Argentinien sehen die Anleger der Präsidentschaftswahl am Sonntag entgegen, aus der der Kandidat für die Linke, Alberto Fernandez, als Sieger hervorgehen dürfte. Die Rendite libanesischer Dollar-Bonds ist auf 24 Prozent geklettert, da Proteste gegen die Regierung das Land in Atem halten.
Die Nachfrage nach Eurobonds aus Schwellenländern ist mittlerweile so hoch, dass das Emissionsvolumen in diesem Jahr bereits das Gesamtniveau 2018 übertroffen hat. Einen Zuwachs von 20 Prozent im Jahresvergleich gab es beim Gesamtvolumen der Emissionen von auf Dollar und Euro lautenden Staats- und Unternehmensanleihen aus Emerging Markets. Von Bloomberg zusammengestellten Daten signalisieren einen Anstieg auf 525 Milliarden Dollar.
“Im Hinblick auf die geopolitischen Risiken in den Schwellenländern scheinen die Anleger von einer gewissen Fatique befallen”, sagt Sergey Dergachev, Senior Portfolio Manager bei Union Investment in Frankfurt. „Sie versuchen, über die Flut von Schlagzeilen zur Politik hinweg zuschauen, über die Demonstrationen und Sanktionen. Sie längere Zeit zu ignorieren könnte allerdings schweren Schaden bringen.”
(Bloomberg)