In der Schweiz kosteten Hörgeräte ab Werk 2018 im Median 600 Franken, wie der Preisüberwacher in seinem am Donnerstag veröffentlichten Newsletter schreibt. Schaut man bei den drei wichtigsten Herstellern je die zehn meistverkauften Modelle an, bewegen sich die Preise ab Werk zwischen 88 und 1620 Franken.

Auf dem privaten Markt betragen die Ab-Werk-Preise in Frankreich 81 Prozent, in Deutschland 76 Prozent, in Dänemark 69 Prozent und im Vereinigten Königreich 66 Prozent der Schweizer Preise. Nur in den USA sind die Hörgeräte mit 108 Prozent teurer als in der Schweiz.

Gesetzliche Grundlage vorhanden

Tiefer sind die Preise gemäss Preisüberwacher, wenn staatliche Stellen die Hörgeräte beschaffen und abgeben. Er pocht deshalb auf eine öffentliche Beschaffungspolitik und erinnert an die Forderung in gleicher Richtung der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK).

Mit dem ersten Teil der 6. IV-Revision verfüge der Bund über die entsprechenden gesetzlichen Instrumente, hält der Preisüberwacher im Bericht fest. Hilfsmittel - darunter Hörgeräte - könnten über öffentliche Vergabungen beschafft werden.

Der Preisüberwacher empfiehlt deshalb, Hörgeräte über eine Bundesstelle zentral zu beschaffen, direkt bei den Herstellern und nach einer Ausschreibung. Abgegeben werden könnten sie in "grossen regionalen Zentren", um den Vertrieb effizienter zu machen.

In der Schweiz zahlen AHV und IV für Hörgeräte seit Juli 2011 eine Pauschale für ein einfaches Gerät und dessen fachkundige Wartung. Dennoch blieben die Preise im internationalen Vergleich hoch. Der Schweizer Markt ist ganz in privaten Händen.

Anbieter frei wählbar

Laut Merkblättern von AHV und IV können Hörgeschädigte den Anbieter frei wählen und es in der Schweiz oder im Ausland kaufen. Es muss allerdings auf der Liste der zugelassenen Geräte des Bundesamtes für Sozialversicherungen stehen. Kostet das Gerät mehr als die Pauschale von AHV oder IV, müssen die Versicherten die Differenz bezahlen.

Der Preisüberwacher hat festgestellt, dass die Versicherten bereit sind, sich an diesen Kosten zu beteiligten. Über 50 Prozent wählten ein "High End"-Gerät, und sie erwarteten ein sehr hohes Qualitäts- und Serviceniveau. Die Hörgeräte-Akustik-Branche kann ihre Preise laut Preisüberwacher völlig frei festlegen.

Die Pauschalpreise für Dienstleistungen - ohne Gerätepreis - liegen je nach Hersteller zwischen 350 und 2000 Franken. Für die Kundschaft sind diese Preise oft wenig transparent, wie der Preisüberwacher feststellt. Der Endpreis für das Gerät und die damit verbundenen Dienstleistungen würden häufig nicht separat ausgewiesen.

Den IV-Stellen empfiehlt der Preisüberwacher deshalb, die Rechnungsformulare besser zu prüfen. Den Versicherten empfiehlt er, vor dem Kaufentscheid bei verschiedenen Fachhändlern Offerten einzuholen und sich dabei den Preis des Geräts und der Serviceleistungen getrennt auflisten zu lassen.

Wachstumsmarkt

Der Preisüberwacher hat die Preisbildung vom Selbstkostenpreis über den Preis ab Werk bis zum Endpreis, den die Hörgeräte-Akustik-Branche verlangt, unter die Lupe genommen. Im Ländervergleich wurden die USA, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Norwegen und das Vereinigte Königreich hinzugezogen.

Laut vom Preisüberwacher zitierten Schätzungen der Hörgerätehersteller wurden 2018 in der Schweiz rund 80'000 bis 85'000 Hörgeräte verkauft. Gemäss Preisüberwacher ist der Markt weltweit "in vollem Aufschwung" mit einer jährlichen Wachstumsraten von 4 bis 6 Prozent.

(AWP)