Das hat Cassis im Westschweizer Fernsehen gesagt. Auch die Möglichkeit, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sanktionieren, müsse auf dem Tisch liegen. Bereits am vergangenen Donnerstag habe der Bundesrat seine Massnahmen gegenüber Russland stark verschärft, sagte der Tessiner am Sonntagabend in der Fernsehsendung "19.30" von RTS. "Wir werden morgen in die gleiche Richtung gehen", sagte er. Die endgültige Entscheidung werde aber auf jeden Fall die Schweizer Neutralität berücksichtigen.

Der Bundespräsident dementierte zudem die am Wochenende auf Tamedia-Online-Portalen angekündigte Abhaltung einer Friedenskonferenz für die Ukraine am Montag in Genf, an der der russische Aussenminister Sergej Lawrow hätte teilnehmen können. "Das sind Medienspekulationen", kommentierte Cassis, gab aber gleichzeitig an, mit beiden Seiten in Kontakt zu stehen.

Cassis zeigte sich erfreut, dass ein Dialog zwischen Russland und der Ukraine am Sonntagabend beginnen werde, da die beiden Länder am Sonntag Gespräche an der ukrainisch-belarussischen Grenze vereinbart hatten. "Aber der Weg ist noch lang", warnte er.

Bei einem Erfolg der Gespräche sei es möglich, schnell einen Waffenstillstand zu erreichen. Andernfalls müssten andere Wege gefunden werden. In jedem Fall "kann die Schweiz einen diplomatischen Kanal zwischen den beiden Ländern aufbauen", meinte der Bundesrat.

Auf die Frage, wie viele ukrainische Flüchtlinge das Land aufnehmen könne, hielt es Cassis für nutzlos, eine Zahl zu nennen, da "die Ukrainer frei sind, in die Schweiz einzureisen". "Und wir werden sie wie europäische Brüder und Schwestern aufnehmen", schloss er.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter würde es zudem befürworten, die Visa-Vergabe an russische Staatsangehörige zu verschärfen. Das sagte sie nach dem Sondertreffen der EU-Innenminister am Sonntag in Brüssel.

Aktuell wisse man nicht, wie viele Visa in der Schweiz vergeben wurden, aber das Staatssekretariat für Migration sei daran, dies zu klären. Berücksichtigen müsse man hier die Situation von russischen Diplomaten, sagte die Bundesrätin.

(AWP)