Es sei jedoch nicht Aufgabe von Unternehmen, sich zur Lage in andern Ländern zu äussern. Mit Blick auf die Ereignisse der letzten Zeit "müsste ich fast im Wochentakt Statements abgeben", sagte er in der Sendung "Samstagsrundschau" von Radio SRF. Das würde mehrere Länder betreffen, in denen der Zugbauer Stadler Rail tätig sei.

So müsste er sich etwa äussern zu "Russland mit der Vergiftung des Oppositionsführers", zu den USA, wo die Nationalgarde im US-Bundesstaat Wisconsin aufgeboten worden sei, oder wegen Hongkong zu China, wo sein Unternehmen ebenfalls aktiv sei. "Es ist nicht die Aufgabe eines Unternehmens, sich da zu exponieren."

In allen westlichen Ländern gebe es Aussenminister, es gebe supranationale Organisationen, wie die OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), die EU und die Uno.

"Es ist ganz klar eine Aufgabe dieser Organisationen, die Lage zu beurteilen und allfällige Sanktionen auszusprechen", so Spuhler. Und selbstverständlich würde sich sein Unternehmen an Sanktionen halten. Zurzeit seien jedoch keine gegen Belarus verhängt worden. Seit 2014 betreibt Stadler Rail in der Nähe der weissrussischen Hauptstadt Minsk ein Montagewerk mit 1500 Mitarbeitenden.

Bisher kein EU-Sanktionsbeschluss

Nach Angaben des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) liegt bisher kein EU-Sanktionsbeschluss gegen Belarus vor, sondern lediglich eine grundsätzliche Einigung der EU-Aussenminister. Der Bundesrat habe bereits 2006 Zwangsmassnahmen beschlossen und sich damit den EU-Sanktionen gegen Belarus angeschlossen. Sollte die EU neue Sanktionen rechtsgültig beschliessen, wird sich laut Seco die zuständige Stelle damit befassen.

Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International oder Brot für alle hatten Stadler aufgefordert, sich vom Regime Alexander Lukaschenkos zu distanzieren und dessen Menschenrechtsverletzungen anzuprangern, zu denen es seit Beginn der Proteste gegen die Präsidentschaftswahlen vom 9. August kam.

Das Uno-Hochkommissariat für Menschenrechte in Genf forderte die weissrussischen Behörden wiederholt dazu auf, alle Menschenrechtsverstösse im Zusammenhang mit den Protesten zu untersuchen, darunter den Tod von vier Personen.

«Mitarbeiter schützen»

Spuhler sagte gegenüber Radio SRF, er sei vor einigen Monaten das letzte Mal in Belarus gewesen. Er informiere sich über die Lage in dem Land durch tägliche Kontakte mit dem Management-Team im Werk bei Minsk. Das Unternehmen müsse seine Mitarbeiter schützen und informieren. Das sei bisher gelungen.

"In unserem Werk wird normal gearbeitet", sagte Spuhler. Es sei noch nie bestreikt worden und die Lieferketten funktionierten.

Lukaschenko habe er mehrmals getroffen, dieser sei etwa zur Einweihung des Werks gekommen. "Aber ich habe keine tiefere Beziehung zu ihm", sagte Spuhler.

(AWP)