Mit Massnahmen "gegen den Import von Viren" könnten die Risiken im Inland markant reduziert werden, schreiben die Parteipräsidentinnen und -präsidenten von SVP, SP, Mitte, FDP, Grünen und GLP in dem Brief, der der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vorliegt Darüber berichtete als Erste die "Sonntagszeitung".

"Wenn wir in den vergangenen Wochen etwas gelernt haben, ist es, dass wir uns noch so Mühe geben können mit eigenen Massnahmen - wenn ein paar Touristen wieder Viren in die Schweiz tragen, dann breiten sich diese im ganzen Land rasant aus", sagte GLP-Präsident und Nationalrat (BE) Jürg Grossen am Sonntag zu Keystone-SDA.

Test und Quarantäne

Gemäss dem Konzept sollen Einreisende in die Schweiz - je nach Risikosituation im Herkunftsland - einen validierten PCR-Test vorweisen müssen. Bei Einreisen an Flughäfen könnte auch ein Antigentest auf Selbstkosten angeboten werden.

Fünf Tage später soll im Minimum ein weiterer Antigentest verlangt werden. Bis dahin sollten die Personen in Quarantäne gehen müssen. Auch diese Massnahme wäre abhängig von der epidemiologischen Lage. Bei der Einreise über den Landweg wäre eine Selbstdeklaration denkbar.

Grossen räumte ein, dass damit Ferien für ausländische Touristen deutlich erschwert würden - ausser nach einer Quarantäne. Tagestourismus - zum Beispiel zum Skifahren - wäre mit einem negativen Corona-Test noch möglich. So würde sichergestellt, dass kein Superspreader ins Land komme, sagte Grossen. Und Fälle wie Wengen und St. Moritz könnten praktisch ausgeschlossen werden.

Auch Rückkehrer betroffen

Auch Rückkehrer aus dem Ausland müssten demnach grundsätzlich in eine fünftägige Quarantäne. Diese könnte aber nach einem negativen PCR- oder Antigentest aufgehoben werden. Bei Personen ohne konkreten Verdacht könnte auch eine "Quarantäne light" reichen, mit der Möglichkeit, die Wohnung für Bewegung und Sport - nicht aber für Einkäufe - zu verlassen.

Für Grenzgänger, Geschäftsreisende mit Kurzaufenthalt und Tagestouristen schlagen die Parteien ein Screeningkonzept in Firmen, Hotels und im Privaten vor. Dafür kämen auch Spucktests in Frage.

Hoffnung auf Öffnungen

Die Parteichefs hätten dem Bundesrat absichtlich keine Schliessung, sondern grundsätzlich offene Grenzen mit klaren Verschärfungen und Regeln vorgeschlagen. "Wenn wir unseren eigenen Firmen Schliessungen zumuten, dann müssen Touristen und Rückkehrer auch ihren Beitrag zur Bewältigung der Pandemie leisten", sagte Grossen.

Das Ziel der Massnahmen wäre es, bei tiefen Fallzahlen im Inland wieder schrittweise Öffnungen vorzunehmen zu können und dabei die Ansteckungszahlen tief zu halten. Zudem sollen so auch weitere Einschränkungen verhindert werden.

Die Gewerkschaft VPOD Luftverkehr reagierte empört auf die Vorschläge: Diese seien "unverhältnismässig" und befeuerten das Risiko von Massentlassungen im Tourismussektor "in bisher unvorstellbarem Ausmass". Die Gewerkschaft fordert stattdessen ein Test-System an den Grenzen, das die Quarantänepflicht verhindere und nicht ergänze.

Auch die EU wird strenger

In der EU gibt es zur Zeit ähnliche Vorstösse. Zur Debatte stehen neue Test- und Quarantänepflichten für Menschen aus "dunkelroten Zonen" mit sehr hohen Corona-Fallzahlen.

In Frankreich müssen Reisende aus europäischen Ländern bereits ab Sonntag einen negativen Corona-Test vorweisen. Dieser PCR-Test darf nicht älter als 72 Stunden sein. Ausnahmen sollen für Grenzgänger und den Warenverkehr gemacht werden.

(AWP)