Zugleich wird in Indien, das sich selbst als Apotheke der Welt bezeichnet, der Impfstoff knapp, und die Krankenhäuser sind häufig überlastet.

401.993 Menschen seien binnen 24 Stunden positiv auf das Coronavirus getestet worden, teilte das Gesundheitsministerium mit - nach bereits zehn Tagen in Folge mit über 300.000 nachgewiesenen Neuinfektionen. Insgesamt sind damit über 19,16 Millionen Ansteckungsfälle bekannt, mehr Fälle weisen nur die USA auf. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus stieg um 3523 auf 211.853, das ist der dritte Platz hinter den USA und Brasilien.

Indien, wo mehr als 1,3 Milliarden Menschen leben, wird seit Ende Februar von einer zweiten Welle mit mehreren Virus-Varianten heimgesucht. Seither ist die Zahl der Infektionsfälle um rund 7,7 Millionen gestiegen. Zu Vergleich: Zuvor hatte es fast sechs Monate gedauert, bis weitere 7,7 Millionen Fälle erreicht waren.

Beatmungsgeräte unterwegs

Das Gesundheitssystem ist an der Grenze der Belastbarkeit. Viele Menschen können nicht ausreichend versorgt werden. Es mangelt an Krankenhaus-Betten und medizinischem Sauerstoff für die Beatmungsgeräte. Um zu helfen, hat die Bundeswehr 120 Beatmungsgeräte nach Indien geschickt. Ein Airbus der Luftwaffe startete am Samstagmorgen Richtung Neu-Delhi. Kommende Woche plant die Luftwaffe zwei weitere Flüge, um zusätzlich eine Sauerstoffproduktionsanlage der Bundeswehr leihweise nach Indien zu bringen. 13 Bundeswehr-Sanitäter, die bereits am Samstag mitflogen, sollen beim Aufbau der Anlage helfen, die das Indische Rote Kreuz vor Ort betreiben soll.

Indien ist weltweit der grösste Hersteller von Covid-19-Impfstoffen. Für die Bevölkerung ist aber nur eine begrenzte Menge vorhanden. So konnte der Bundesstaat Westbengalen einem Regierungsvertreter zufolge mangels ausreichender Vakzin-Dosen nicht mit der Impfung von Erwachsenen zwischen 18 und 45 Jahren beginnen - so wie das die Zentralregierung eigentlich geplant hat. Der Regierungschef des am stärksten von der Pandemie betroffenen Bundesstaates Delhi flehte die Einwohner am Freitag an, sich nicht bei den Impfzentren anzustellen. Es werde mehr Impfstoff kommen, versprach er, "morgen oder übermorgen".

Etliche Krankenhäuser wiesen Patienten ab, weil alle Betten belegt waren. So harrte ein 62-jähriger schwer atmender Patient verzweifelt vor dem Holy Family Hospital in Neu-Delhi aus. "Wir sind seit sechs Uhr morgens auf der Suche nach einem Krankenhausbett", sagte ein Freund, der den Mann begleitete. "Wohin sollen wir nur gehen?"

Zudem kam es im westindischen Bundesstaat Gujarat zu einem Brand in einem Krankenhaus für Covid-19-Patienten. Mindestens 18 Menschen kamen nach Polizeiangaben ums Leben, als das Feuer am Freitag gegen Mitternacht auf der Intensivstation des Patel Welfare Hospitals in der Stadt Bharuch ausbrach. Nach ersten Erkenntnissen habe ein Kurzschluss das Feuer ausgelöst. Bereits zuvor hatte es in mehreren Krankenhäusern des Landes gebrannt, etliche Menschen kamen dabei ums Leben.

(Reuters)