Dies berichtet die "SonntagsZeitung". Gesundheitsminister Alain Berset habe am Freitag beim Treffen mit den Spitzen der Bundesratsparteien SVP, SP, FDP und Mitte diesen Schritt in Aussicht gestellt.

Am letzten Mittwoch noch hatte die Regierung noch auf eine Ausweitung verzichtet. Sie hoffte darauf, die Zahl der Corona-Fälle könnte wieder sinken. Die Kantone fordern schon seit längerem, dass der Zugang zu Restaurants, Fitnesscenter, Kinos oder Theatern nur noch Geimpften, negativ Getesteten und Genesenen erlaubt sein soll. Berset forderte dem Bericht zufolge in einem Brief mit Unterstützung der Parteispitzen die Kantone auf, mehr Spitalbetten bereitzustellen und beim Impfen vorwärts zu machen.

Der Bundesrat glaubt, dass mit zusätzlichen mobilen Einsätzen die Zahl der Geimpften stark erhöht werden könnte.

Bundesrat Maurer skeptisch zu Durchsetzbarkeit

Bundesrat Ueli Maurer hat sich allerdings skeptisch zu einer möglichen Ausweitung der Covid-Zertifikatspflicht geäussert. Diese sei schwierig umzusetzen, sagte der 70-jährige SVP-Magistrat im Interview mit dem "SonntagsBlick". Bei Massenveranstaltungen gehe es.

Aber Servierpersonal, das zum Beispiel Berufsleuten ohne Zertifikat beim Znüni den Kaffee verweigere? Das gebe ein "Puff", sagte der Finanzminister. Der Staat habe nicht die Aufgabe, jede und jeden vor dem Tod und allen Krankheiten zu beschützen. Auch beim Impfen plädierte Maurer indirekt für eine zurückhaltende Rolle des Staates. In einer freiheitlichen Gesellschaft hätten die Leute ein Recht, sich selber zu verwirklichen. Gleichzeitig rief Maurer Ungeimpfte zur Selbstbeschränkung auf. Wer nicht geimpft sei, solle auch nicht provozieren und an grosse Anlässe gehen.

Graubünden fordert «umfassenden» Einsatz

Der Kanton Graubünden hat vom Bundesrat radikale Schritte im Kampf gegen die Corona-Pandemie gefordert. Er sollte unter anderem einen möglichst umfassenden Einsatz des Zertifikats prüfen, sagte der Chef des Bündner Corona-Führungsstabs, Martin Bühler, im Interview mit der "NZZ am Sonntag". Wenn wegen des Virus das Weihnachtsgeschäft und die Sportferien nicht laufen würden, seien Existenzen gefährdet, sagte Bühler.

Er wies darauf hin, dass 60 Prozent der Bevölkerung vom Tourismus lebten. "Wenn wir der Krise mit Courant normal begegnen, werden wir der Situation nie gerecht." Er sei optimistisch, wenn im Kanton bis zu den Wintermonaten eine möglichst hohe Herdenimmunität erreicht werde. Dafür seien bis zum Beginn des Winters ungefähr 30'000 zusätzliche Geimpfte und Genesene nötig, also 800 verabreichte Impfdosen pro Tag. Die gegenwärtigen Zahlen stimmten ihn zuversichtlich.

(AWP/cash)