Die genossenschaftlich verwurzelte Raiffeisen Bank International und Ungarns grösstes Geldhaus OTP Bank Nyrt sind die führenden Institute in diesem M&A-Rennen. Mehr als 20 Deals wurden seit 2019 in der fragmentierten Region angekündigt. Die Länder des früheren Jugoslawien locken mit Wachstumsraten von zum Teil über 7 Prozent und Bankrenditen, von denen der Westen nur träumt.
“Wir wollen Teil dieser immer schneller werdenden Konsolidierung sein”, sagt Hannes Cizek, Head of Strategy & Innovation bei Raiffeisen, in einem Interview. “Wir mögen den Markt, wir erkennen die Dynamik und die Perspektiven” in Serbien, wo Raiffeisen gerade eine Tochter der Credit Agricole gekauft hat und damit zum drittgrössten Kreditgeber wurde.
Für Tomasz Noetzel, Analyst bei Bloomberg Intelligence, ist der Haupttreiber in der Region, dass die Mutterbanken aus der EU “sich darauf konzentrieren, die erfolgreichen Töchter zu stärken, Grössenvorteile zu sichern und sich von kleineren Märkten zu trennen”. Auch die Entscheidung der EU, die Beitrittsgespräche mit Serbien wieder auszuweiten und damit den seit Jahren strauchelnden Prozess wieder anzukurbeln, sorgt für mehr Fantasie.
Zu den grösseren Transaktionen der letzten Monate gehören der Kauf der slowenischen Nova Kreditna Banka Maribor durch die OTP, die damit zur grössten Bank des Euro-Landes Slowenien wird. Auch bei der albanischen Sparte der Alpha Bank schlugen die Ungarn zu. Die serbische AiK Banka will vier Töchter der russischen Sberbank in Ex-Jugoslawien kaufen. In einer E-Mail bestätigte die OTP, dass sie in mehreren Ländern Übernahmegespräche führt, auch in solchen, in denen sie bereits tätig ist.
Auch lokale Banken mischten zuletzt stärker bei Fusionen mit. Die grösste slowenische Bank, Nova Ljubljanska Banka, wurde nach dem Kauf der staatlichen Komercijalna Banka im Jahr 2020 zum viertgrössten Geldhaus Serbiens. Vorstandschef Blaz Brodnjak erwartet, dass sich die Konsolidierung “stark beschleunigen” wird.
Seine Bank will in Albanien einsteigen und in Kroatien wieder Fuss fassen. Dazu müssten die slowenische und die kroatische Regierung einen jahrzehntelangen Streit über die Verbindlichkeiten der Vorgängerin der NLB, der Ljubljanska Banka, beilegen - eine Vermächtnis der jüngeren kriegerischen Geschichte der Region.
Sollte die NLB erfolgreich sein, wäre sie die erste Bank, die in allen Ländern des ehemaligen Jugoslawiens vertreten ist. Sie wäre damit “die natürliche Wahl für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs und der kommerziellen Transaktionen, des Handels und der Warenströme in der Region”, ist Brodnjak überzeugt.
(Bloomberg)