"Wir warten nicht, bis uns Steuern angedroht werden", sagte Bulcke im Interview mit der "NZZ am Sonntag". So habe Nestlé den Zucker in Esswaren vom Jahr 2000 bis 2010 um ein Drittel reduziert. "Bei gewissen Produkten sind wir nochmals um 8 Prozent runter", sagte der Präsident des Nahrungsmittelriesen.
Laut Bulcke entsüsste Nestlé dabei nicht nur Limonaden in Grossbritannien, wo die Regierung am Freitag eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke eingeführt hat. "Nestlé behandelt Grossbritannien nicht anders als andere Länder." Auch in der Schweiz habe Nestlé den Zucker in den Getränken schon reduziert.
Allerdings wolle der Konzern Zucker nicht bloss durch künstliche Süssstoffe ersetzen. So habe Nestlé in England diese Tage einen Schokoriegel mit natürlichem Zucker lanciert. Dieser Zucker sei aber anders verarbeitet und enthalte ein Drittel weniger Kalorien. Schmecken tue er aber gleich süss wie bisher. "Wir möchten ihn auch für andere Produkte verwenden."
Die Konsumenten müssten dafür aber nicht mehr Geld hinblättern: "Von Preiserhöhungen halte ich nichts", sagte Bulcke. Trotz teurerer Entwicklung würde sich das auf lange Sicht nicht auszahlen.
Strategische Optionen
Unter der Regide des neuen CEO Mark Schneider werde Nestlé diverse Unternehmensbereiche überprüfen. "Kaufen und Verkaufen ist ein Teil der Strategie. Aber wir wollen primär durch Produktinnovationen und die Entwicklung von Plattformen wachsen." Als Beispiele für solche Plattformen nannte Bulcke etwa Nespresso, Dolce Gusto oder Kitkat.
"Wir bei Nestlé kombinieren Wachstum mit dem effizienteren Einsatz von Ressourcen zur Steigerung unserer Gewinnmarge", erklärte der VRP die Stossrichtung. Derweil würden für das Versicherungsgeschäft Gerber Life strategische Optionen geprüft, dazu gehöre auch ein möglicher Verkauf.
Die Aktionäre des Nahrungsmittelkonzerns sollen auf künftig die Dividende erhöhen. "Wir möchten verlässlich bleiben, nicht kurzfristige Anreize höher gewichten als langfristige. Sonst werden wir in der nächsten Krise aus der Bahn geworfen", so Bulcke.
(AWP)