Das im Journal of Behavioral and Experimental Economics veröffentlichte Papier ist die erste derartige Untersuchung über die Verhaltensauswirkungen von Negativzinsen, so Co-Autor Lior David-Pur, der auch die Schuldenverwaltung im israelischen Finanzministerium leitet. "Die Zentralbanken sollten sorgfältig abwägen, bevor sie die Zinsen unter Null senken", sagte er in einem Interview.

Das Ergebnis könnte geldpolitischen Entscheidungsträgern auf der ganzen Welt eine Atempause verschaffen. Sie erwägen weitere Senkungen der Fremdkapitalkosten, um die Volkswirtschaften während der globalen Abschwächung infolge der Covid-19-Pandemie anzukurbeln.

In dem Bericht wurde unter anderem festgestellt, dass eine Zinssenkung von 1 Prozent auf 0 Prozent die grösste Auswirkung auf das Eingehen von Risiken und die Aufnahme von Krediten hat. Hingegen könnte eine Rduzierung unter Null in der Tat den gegenteiligen Effekt haben, wobei die Hebelwirkung abnimmt.

David-Pur führte die Ergebnisse auf eine Reihe von Faktoren zurück: die psychologische Bedeutung von 0 Prozent und die Tatsache, dass negative Zinssätze - bei denen Privatpersonen von Banken für Kredite Geld erhalten - die Risikoaversion ankurbeln könnten.

In den letzten Jahren gab es eine anhaltende Debatte über die Wirksamkeit von Negativzinsen angesichts des verlangsamten Wachstums und der schwachen Inflation. Eine Handvoll von Zentralbanken, darunter die Europäische Zentralbank, senkte ihren Leitzins unter Null, während die schwedische Riksbank die Leitzinsen wieder auf Null angehoben hat. Die Fed Funds-Futures preisen auch die Wahrscheinlichkeit eines negativen Leitzinses ab Mitte 2021 ein - trotz anhaltender Zurückweisungen von US-Zentralbankern.

(Bloomberg)