Bereits zu Beginn der Fernsehsendung am Mittwochabend fielen sich die Kontrahenten mehrfach ins Wort, wobei sich am Umgang mit den steigenden Preisen und mit Russland eine Kontroverse entzündete. Le Pen präsentierte sich als Anwältin der Verbraucher, die deren Kaufkraft steigern wolle: "Ich werde die Präsidentin der Lebenshaltungskosten sein."

Macron warf der für eine kräftige Mehrwertsteuersenkung auf Energie eintretenden Konkurrentin vor, ihre Vorschläge seien teilweise wirklichkeitsfremd. Dies gelte auch für Lohnsteigerungen, die sie im Falle ihrer Präsidentschaft erreichen wolle. Le Pen konterte, ihre Vorschläge würden im "wahren Leben" besser funktionieren als die Politik des Amtsinhabers. Sie wolle den Franzosen ihr Geld zurückgeben.

«Abhängig von Putin»

Macron warf seiner Konkurrentin mit Blick auf ihre früher offen zur Schau getragene Nähe zu Russland vor, von dessen Präsidenten Wladimir Putin abhängig zu sein. Le Pens Partei erhielt 2014 einen Kredit von einer russischen Bank. Kurz vor den Wahlen 2017 wurde Le Pen zudem von Putin in Moskau empfangen. Die Chefin des Rassemblement National (RN) verteidigte den Kredit aus Russland, da in Frankreich damals kein Darlehen zu erhalten gewesen sei. Zudem habe diese Transaktion ihre Unabhängigkeit in keiner Weise beeinträchtigt.

Den Einmarsch Russlands in die Ukraine hat die 53-Jährige als klare Verletzung internationalen Rechts verurteilt. Zugleich will sie sich für eine Annäherung zwischen der Nato und Russland einsetzen, falls der Ukraine-Krieg beendet ist und ein Friedensvertrag steht. Die Rüstungskooperation mit Deutschland will die rechte Kandidatin aufkündigen, die Macron "Blindheit gegenüber Berlin" vorwirft.

In der TV-Debatte kritisierte sie zudem Deutschland wegen einer Energiepolitik, die sie als verfehlt bezeichnete, da sie das Land "sehr abhängig von russischem Gas" gemacht habe. Mit den gegen Russland verhängten Sanktionen stimme sie zwar überein: Doch ein Gasimportstopp komme für sie nicht in Frage: "Das ist nicht die richtige Methode." In Befragungen vor der Stichwahl lag Macron in der Wählergunst zuletzt klar vorn. Im Schnitt kam er auf 55,83 Prozent. Damit zeichnet sich ein weniger enges Rennen ab, als es vor der ersten Runde der Präsidentenwahl laut Umfragen zu erwarten war. 

(Reuters)