Zwar geht das Aussenministerium nun an die bisherige Botschafterin in Grossbritannien, Catherine Colonna, wie Macrons Büro am Freitag bekanntgab. Allerdings bleibt Bruno Le Maire Finanzminister und Gerald Darmanin Innenminister. Die bisherige Industrie-Ministerin Agnes Pannier-Runacher wird Energieministerin. Macron hatte am Montag bereits die bisherige Arbeitsministerin Elisabeth Borne als neue Ministerpräsidentin vorgestellt. Beobachter hatten eigentlich grössere Änderungen erwartet, da Macron nach seinem vergleichsweise knappen Sieg bei der Präsidentenwahl eine neue Art des Regierens angekündigt hatte.

Das neue Kabinett steht unter dem Vorbehalt, dass Macron und seine Verbündeten die Mehrheit im Parlament behalten. Andernfalls müsste er einen neuen Regierungschef aus den Reihen der Sieger ernennen, der wiederum eine eigene Ministerriege mitbringen würde. Die erste Runde der Parlamentswahl findet am 12. Juni statt, die zweite eine Woche später. Zwar deuten Umfragen auf eine knappe Mehrheit für Macrons Lager hin. Zudem erzielte er zuletzt Rückenwind durch die jüngsten Arbeitslosenzahlen, die den niedrigsten Stand seit 14 Jahren dokumentieren. Allerdings haben sich die linken Parteien in Frankreich zum ersten Mal seit 20 Jahren auf eine Allianz verständigt.

Wirschaftsfreundliche Reformen

Borne erklärte am Abend in einem Interview des Senders TF1, die erste Priorität ihrer Regierung werde es sein, die Lebenshaltungskosten zu senken. Ihre erste Gesetzesinitiative nach der Wahl werde darin bestehen, die Kaufkraft der Bürger zu stärken. Dies gelte insbesondere für Energiepreise. Macron hat im Wahlkampf vergleichsweise pro-europäische und wirtschaftsfreundliche Reformen angekündigt. Unter anderem will er das Rentenalter von 62 auf 65 Jahre erhöhen.

Dagegen haben die linken Parteien vereinbart, es auf 60 Jahre zu senken, den Mindestlohn zu erhöhen und Preise für essenzielle Güter zu deckeln. Zudem sieht die Allianz vor, gewisse Regeln der EU zu brechen oder zumindest zurückzustellen. Die Staatengemeinschaft soll sich stärker auf soziale Fragen und den Umweltschutz konzentrieren. Einen Austritt Frankreichs aus der EU planen die linken Parteien nicht. 

(Reuters)