"Ich bin fest davon überzeugt, dass wir unser Engagement für die südamerikanische Integration neu beleben müssen", sagte Lula zur Eröffnung am Dienstag in Brasília. "Wir haben zugelassen, dass Ideologien uns spalten und die Integrationsbemühungen bremsen. Wir haben die Kanäle des Dialogs und die Mechanismen der Zusammenarbeit aufgegeben und damit haben wir alle verloren."
Unter anderem sprach sich Lula bei dem Treffen für die Einführung einer gemeinsamen Währung aus, um sich unabhängiger vom US-Dollar zu machen. Ausserdem warb er für eine stärkere Kooperation in den Bereichen Infrastruktur, Umweltschutz, Gesundheit, Energie, Bildung und Verteidigung. "Solange wir uneins sind, werden wir Südamerika nicht zu einem Kontinent machen, der sein volles Potenzial entfaltet", sagte der brasilianische Präsident. "Die Integration muss ein ständiges Ziel für uns alle sein."
Seit der Rückkehr ins Amt Anfang des Jahres versucht Lula, Brasilien auf dem internationalen Parkett wieder stärker zu positionieren. Sein rechter Vorgänger Jair Bolsonaro hatte das Land aussenpolitisch weitgehend isoliert. Lula unternahm eine Reihe von Auslandsreisen, fuhr zum G7-Gipfel in Japan und brachte sich als Vermittler im Ukraine-Krieg ins Spiel. In Südamerika will er die Union Südamerikanischer Nationen (Unasur) wiederbeleben, die wegen ideologischer Differenzen erheblich an Bedeutung verlor.
Lula sprach auch über die wirtschaftlichen Konsequenzen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. "Wir alle leiden unter den Folgen des Krieges. Der Ukraine-Konflikt destabilisiert den Energie- und Düngemittelmarkt und führt zu schwankenden Lebensmittelpreisen, was unsere Lebensbedingungen verschlechtert", sagte er. "Die globalen Versorgungsketten sind davon betroffen. Sie haben unsere Mängel in der Infrastruktur und unsere Verletzlichkeit offen gelegt."
(AWP)