Vitali und Wladimir Klitschko kommen etwas zu spät ans Open Forum In Davos, also dem Teil des World Economic Forums (WEF), das auch der breiten Bevölkerung offen steht. Die Sonne erwärmt Davos, in der Seitenstrasse herrscht mittägliche Ruhe. Der Gegensatz zu den Ereignissen in der Ukraine könnte nicht grösser sein.

In der Turnhalle Tobelmühle haben die Klitschkos am Montag einen Auftritt. Das Interesse der Bevölkerung ist etwas lau, der Saal ist nur etwa zur Hälfte gefüllt. Allerdings muss man sich, anders als in vergangenen Jahren, für die Veranstaltungen am Open Forum vorab registrieren. Und offenbar gibt es am Montag auch einige "No Shows".

Die Klitschkos wissen natürlich, wie wichtig die Medien für ihre Message sind. Darum nehmen sie sich vor ihrem Auftritt Zeit für die wartenden Journalisten und Journalistinnen vor Ort, die vor allem aus der Schweiz stammen.

Kiew-Bürgermeister Vitali Klitschko stellt gleich klar, dass es in diesem Krieg nur schwarz oder weiss gibt und nichts zwischendrin: "Entweder man unterstützt die Ukraine, oder man unterstützt Russland. Entweder man unterstützt die Demokratie, oder man unterstützt die Diktatur und den Autoritarismus. Die Sanktionen gegen Russland müssen hart sein."

Wenn jemand denke, dieser Krieg sei weit weg, dann sei das ein grosser Fehler. "Er betrifft jeden und jede in Europa." Am Podium sagt Vitali Klitschko dann auch: "Wir verteidigen die demokratischen Werte. Wir in der Ukraine verteidigen somit auch Euch.“

Aufruf an die Schweiz

Mit ihren Auftritten und Aussagen am WEF versuchen die Klitschkos, den Druck auf die westlichen und vor allem europäischen Regierungen hochzuhalten: Dass die Sanktionen und Verbote umgesetzt und verschärft werden. Dies gilt insbesondere auch für die Schweiz. Der frühere Boxweltmeister Wladimir Klitschko sagte bereits am Sonntag beim "Blick": Falls die Schweiz in diesem Krieg passiv daneben stehe und nur beobachte, klebe auch Blut an ihren Händen. "Passiv sein heisst, auf der Seite Russlands zu stehen", präzisierte Klitschko seine Aussage gegenüber den Medienleuten.

Speziell regt die Klitschko-Brüder auf, dass in der Schweiz staatliche russische TV-Sender wie RT oder Sputnik nach wie vor nicht verboten sind. Im Gegensatz zur EU verbietet die Schweiz die Verbreitung von russischen Staatsmedien nicht. "Stoppt diese russische Propaganda in der Schweiz", ruft Vitali Klitschko in den Saal. 

Die Klitschko-Brüder wollen in Davos so viele Leute wie möglich erreichen. Daher nimmt Vitali gegen Ende des Podiums in der Turnhalle gleich auch die Moderation in die Hand und schlägt vor, dass die Brüder noch zwei, drei Fragen beantworten. "Wie haben leider nicht viel Zeit“.

Eines stellt Wladimir Klitschko aber auch vor den Medien klar. "Wir wissen nicht, wie lange dieser Krieg dauern wird. Aber wir werden gewinnen". Die beiden Ukrainer werden vom Publikum mit einer stehenden Ovation verabschiedet.