Der Starkregen und die Überflutungen, die im Juli den Westen heimsuchten, verursachten Gesamtschäden von 33 Milliarden Euro, geht aus einem am Montag veröffentlichten Bericht der Munich Re hervor. Dem Rückversicherer zufolge könnten weitere Unwetter-Grossschäden folgen.

"Wir sehen plausible Indizien dafür, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und zunehmenden Unwetterschäden gibt", erklärte Ernst Rauch, Chef-Klimatologe der Munich Re, im Interview mit Bloomberg. "Die Erwärmung der Atmosphäre und Ozeane führt zu mehr konvektiver Energie in den Unwettersystemen, was wiederum Starkregen und Überflutungen antreibt. Diesen Trend sehen wir in Europa und den USA recht deutlich."

In den betroffenen Regionen Westdeutschlands hatte im Juli das Tiefdruckgebiet Bernd einen Jahrhundertregen ausgelöst. Die Folge waren Sturzfluten an Nebenflüssen wie der Ahr, die viele Gebäude wegrissen. Dabei entstanden hohe Schäden an Infrastruktur wie Bahnlinien, Strassen und Brücken. Mehr als 220 Menschen kamen insgesamt durch das Unwetter ums Leben.

Von den Schäden gingen wegen der unversicherten Infrastruktur und der geringen Dichte von Hochwasser-Policen laut Munich Re relativ wenig auf Kosten der Assekuranz. Lediglich ein Viertel der Kosten - 8,2 Milliarden Euro - mussten durch Versicherer übernommen werden. "In den USA ist die Lücke bei ähnlichen Ereignissen kleiner, da Kommunen oder andere staatliche Stellen dort stärker privatwirtschaftliche Versicherungen nutzen", sagte Rauch.

Der neue Wetterkatastrophen-Report der Munich Re gibt auch Einblicke in die weltweiten Schadensfälle. Hier sind die wichtigsten Fakten in der Übersicht:

  • Weltweit haben Naturkatastrophen im vergangenen Jahr rund 280 Milliarden Dollar (rund 250 Milliarden Euro) an Gesamtschäden verursacht, etwa 120 Milliarden Dollar davon waren versichert. Von den Gesamtschäden entfallen 155 Milliarden Dollar auf Nordamerika (davon 90 Milliarden Dollar versichert), 70 Milliarden Dollar auf Europa (davon 20 Milliarden Dollar versichert) und 50 Milliarden Dollar auf die Region Asien-Pazifik (davon 9 Milliarden Dollar versichert).
  • Für die weltweite Versicherungswirtschaft war 2021 damit das zweitteuerste Jahr der Geschichte - ähnlich wie 2005 und 2011, die inflationsbereinigt ebenfalls auf 120 Milliarden Dollar kommen. Teurer war nur 2017, als es 146 Milliarden Dollar an versicherten Schäden gab, angetrieben durch die drei tropischen Wirbelstürme Harvey, Irma und Maria.
  • Weltweit teuerste Naturkatastrophe war im Jahr 2021 der Hurrikan Ida mit 65 Milliarden Dollar Gesamtschäden, wovon 36 Milliarden Dollar versichert waren. Im zeitlichen Vergleich ist es das zweitgrösste wetterbedingte Einzelereignis aller Zeiten. Nur Hurricane Katrina war 2005 mit 120 Milliarden Dollar an Gesamtschäden und 62 Milliarden an versicherten Schäden noch teurer.

Trotz der hohen Summe ist Ida laut Rauch ein positives Beispiel dafür, wie Hochwasserschutz Schäden deutlich verringern kann. "Im Vergleich zu Katrina ist Ida in etwa auf dieselbe Region und sogar mit noch grösserer Wucht getroffen", sagte er. "Dennoch hat Ida nur etwa die Hälfte an Schäden verursacht. Die neuen Deiche haben gehalten."

(Bloomberg)