Einmal im Jahr nimmt das World Economic Forum Puls bei tausenden Wirtschaftsführern, Exponenten der Politik oder Experten und befragt sie nach ihren Risikoeinschätzungen. Der Befund zu Beginn des dritten Pandemiejahres: Kurzfristig rangieren zwar auch pandemiebedingte Gefahren zu den Top 5 der grössten Risken, etwa die Verschlechterung der psychischen Gesundheit und der Existenzgrundlagen von Menschen oder eine soziale Spaltung. Auf lange Sicht, also über einen Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren, dominieren aber die Risiken für den Planten.
Am meisten Sorgen machen sich die Befragten, dass es nicht gelingen könnte, rechtzeitig Gegensteuer zugeben und die Erderwärmung ausreichend zu begrenzen – das heisst wenn möglich auf 1,5 Grad: Dies wiederum käme primär einem Versagen von Wirtschaft und Politik gleich.
Klima: Es ist nicht zu spät
Die Klimakrise sei längerfristig die grösste Gefahr für die Menschheit, sagt Peter Giger, Chief Risk Officer der Zurich Insurance Group. "Wenn es nicht gelingt, die Klimakrise zu adressieren, dann könnte das globale Bruttosozialprodukt um einen Sechstel schrumpfen". Die bisherigen Verpflichtungen reichten nicht, sagt Giger. Er sagt aber auch: "Es ist nicht zu nicht zu spät für Unternehmen und die Politik, um der Erderwärmung etwas entgegen zu setzen" – und widerspricht damit denen, die effektive Klimapolitik mit der Begründung ablehnen, es sei ohnehin schon zu spät.
An zweiter Gefahren-Stelle rangieren in einem Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren die extremen Wetterereignisse. Das liegt auf der Hand nach den Flutkatastrophen im Sommer in Deutschland, den verheerenden Waldbränden in Kalifornien und der noch nie da gewesenen extremen Hitze in Kanada.
Biodiversität kommt in den Fokus
Da überrascht es doch mehr, dass der Verlust von Biodiversität auf den dritten Platz der grössten Risiken schafft; eine Gefahr, die es, anders als die Klimakrise, noch immer kaum in den Schlagzeilen ist; obwohl der Verlust an Biodiversität für die Lebensgrundlagen ebenfalls bedrohlich ist.
Daneben stufen die Befragten die Gefahr einer Krise der natürlichen Ressourcen und von Umweltschäden als noch ein; womit auf fünf bis zehn Jahre fünf der zehn grössten Risiken den Planeten und die Umwelt betreffen.
Pessimisten in der Mehrheit
Ingesamt ist das Sentiment der Befragten mehr als getrübt. 23 Prozent machen sich Sorgen, was die Zukunft der Welt angeht, 61,2 Prozent sind besorgt und nur 12,1 beziehungsweise 3,7 Prozent sind positiv oder gar optimistisch.
Dieser Artikel erschien zuerst im Digitalangebot der "Handelszeitung" unter dem Titel: "Hakt die Pandemie ab, fürchtet das Klima"