Bei dem am frühen Freitagmorgen gestarteten Angriff ist demnach ein fünfstöckiges Ausbildungszentrum in Brand geraten. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA wird zum ersten Mal in einem Land Krieg geführt, das über eine umfangreiche Atomenergiestruktur verfügt. Erhöhte Strahlung wurde nach dem Angriff Behörden zufolge zunächst nicht festgestellt. Nachfolgend die wichtigsten Fakten zu dem AKW:
Grösse und Leistung
Saporischschja ist die AKW-Anlage in Europa mit der grössten Kapazität für die Stromproduktion. Der erste Meiler ging 1984 ans Netz, der letzte 1995. Es ist eines von vier AKW in der Ukraine. Zusammen produzieren sie in Friedenszeiten rund die Hälfte des ukrainischen Stroms. Die Anlage verfügt über sechs Atommeiler mit einer Kapazität von je 950 Megawatt - insgesamt 5,7 Gigawatt
Wie ist die Lage nach dem Angriff
Von den sechs Reaktoren liefen beim Angriff drei Reaktoren. Zwei wurden dann abgeschaltet, einer produziert derzeit noch mit reduzierter Leistung von knapp 700 Megawatt
Ist die Strahlung erhöht?
Bis zum Morgen wurde keine erhöhte Radioaktivität festgestellt. Auf dem Gelände gibt es 20 Mess-Stationen, einige Kilometer weiter solche, die von Nichtregierungsorganisationen installiert wurden: Auch in Deutschland wurde keine erhöhte Strahlung festgestellt. Die Wetterlage ist auch so, dass mindestens in den nächsten zwei Tagen keine Luftströmungen aus dieser Richtung kommen.
Wie ist die Anlage geschützt?
Der Betonschutz des Reaktors ist ausgelegt gegen einen Absturz von Flugzeugen von bis zu zehn Tonnen Gewicht mit 750 Stundenkilometer Aufprall-Geschwindigkeit. Etwas über zehn Tonnen wiegt beispielsweise ein Kampfjet vom Typ Eurofighter
Auf dem Gelände ist ein Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente. Diese sind mit Beton gegen Feuer und Beschuss geschützt.
Was ist mit dem Personal?
Die Reaktor-Mannschaft betreibt die Anlage weiter, sie ist jedoch seit Tagen im Dauereinsatz. Verfügbarkeit und Belastung des Personals könnten ein Problem werden.
Kann sich die Tschernobyl-Katastrophe wiederholen?
So direkt nicht. Die laufenden AKW sind Druckwasser-Reaktoren. Tschernobyl war ein Graphit-Reaktor. Das brennende Graphit erzeugte grosse Hitze, machte Löscharbeiten extrem schwierig und führte dazu, dass Radioaktivität in grosse Höhe gelangte und sich so weiter verbreiten konnte.
Quellen: Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA), Bundesministerium für Nukleare Sicherheit (BMUV), Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS)
(Reuters)