Doch die Aussichten sind alles andere als rosig: Bei einer Reihe wichtiger Themen gebe es noch Differenzen, sagte ein Regierungssprecher am Montag in London. Gleichwohl solle möglichst bald Klarheit herrschen. "Wir wollen nicht, dass sich die Gespräche in den Herbst hinziehen."

Mit einem gemeinsamen Abendessen wollten die Unterhändler der EU und Grossbritanniens, Michel Barnier und David Frost, noch am Montagabend in London die Gespräche einläuten. Die Runde endet am Donnerstag. Die Verhandlungen stocken bereits seit Monaten.

Vor allem viele britische Unternehmen fürchten ein Scheitern der Gespräche. Sie leiden bereits wegen der Corona-Krise unter starken wirtschaftlichen Einbussen. Grossbritannien ist das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land in Europa. Premierminister Boris Johnson wird vorgeworfen, zu spät und falsch auf den Ausbruch reagiert zu haben.

Die EU bietet ein umfassendes Handelsabkommen, mit dem Grossbritannien seine Waren ohne Zölle und Mengenbegrenzung in den Binnenmarkt exportieren könnte. Im Gegenzug verlangt Brüssel gleich hohe Umwelt- und Sozialstandards, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. London will solche Vorgaben jedoch nicht akzeptieren. Auch Fischereirechte und die Frage, wie Streitigkeiten künftig geregelt werden sollen, gehören zu den Knackpunkten bei den Gesprächen.

Grossbritannien war Ende Januar aus der EU ausgetreten. In einer Übergangsfrist bis zum Jahresende gehört das Land aber noch zum EU-Binnenmarkt und zur Zollunion, so dass sich im Alltag fast nichts geändert hat. Gelingt kein Vertrag über die künftigen Beziehungen, könnte es Anfang 2021 zum harten wirtschaftlichen Bruch mit Zöllen und anderen Handelshemmnissen kommen. Eine Verlängerung der Verhandlungsfrist hat London strikt abgelehnt.

(AWP)