Die Aktien der Credit Suisse verlieren im frühen Dienstaghandel 3,2 Prozent auf 6,9 Franken. Seit Jahresbeginn hat der skandalgeplagte Titel bereits 23 Prozent verloren. Die Konkurrentin UBS gewinnt in derselben Zeitperiode 10 Prozent.

Die Grossbank Credit Suisse prüft laut Reuters in frühem Stadium Optionen zur Kapitalstärkung. Der Umfang einer Kapitalerhöhung würde wahrscheinlich 1 Milliarde Franken übersteigen, berichtet die Nachrichtenagentur unter Berufung auf eine informierte Person. Dies stösst bei den Aktionärinnen und Aktionären sauer auf.

Eine weitere Person wird mit den Worten zitiert, es bestehe auch die Möglichkeit eines Spartenverkaufs,  nämlich des Vermögensverwaltungsgeschäfts. Die Bank erklärte jedoch gegenüber Reuters, derzeit keine Erwägungen in Betracht zu ziehn, zusätzliches Eigenkapital aufzubringen. Doch ist dies glaubhaft?

Die Credit Suisse kommt an einer Kapitalerhöhung kaum vorbei

Das Problem ist: Die Bank muss bis 2028 ihre Kapitalpolster massiv verstärken. Es besteht eine Lücke von 9 Milliarden Franken durch eine Änderung der Organisationsstruktur. Hinzu kommen auch neue Bestimmungen der Finanzmarktaufsicht Finma zur Bemessung der risikogewichteten Aktiven.

Die Zahl von 9 Milliarden Franken hat der Finanzchef David Mathers in der Analystenkonferenz zum Jahresabschluss berichtet. Analysten gehen nun davon aus, dass sich diese Lücke durch die jüngsten Verluste - 273 Millionen Franken im ersten Quartal - noch vergrössert hat.  

Es erstaunt daher wenig, dass sich die Finma laut Reuters um die Kapitalisierung auf Konzernebene bei der Credit Suisse sorgt.

Bis 2028 fehlen damit 1,5 Milliarden Franken pro Jahr – nach Steuern. Doch wie will die Bank das erreichen, bei einer Gewinnkapazität von vielleicht zwei Milliarden Franken und bei gleichzeitiger Ausschüttung einer Dividende? Die Credit Suisse erteilt einer Kapitalerhöhung jetzt wohl noch eine Absage, kommt aber schlussendlich kaum daran vorbei, dies zu tun.

Die Credit Suisse verkommt zu einem Fass ohne Boden. 2021 reparierte sie ihre Bilanz mit zwei Pflichtwandelanleihen von über 1,7 Milliarden Franken. Dies, um die Schäden im Zusammenhang mit der Pleite des US-Hedge-Fund Archegos zu beseitigen. 2015 und 2017 haben Aktionärinnen und Aktionäre bereits 10 Milliarden Franken in die Bank gesteckt.

(bloomberg/reuters/cash)