Er habe sich dazu entschlossen, weil sich sein Gesundheitszustand Mitte Juli verschlechtert habe, sagte der liberaldemokratische Politiker am Freitag in Tokio. Er bitte die Japaner aus tiefstem Herzen um Entschuldigung dafür, dass er sein Amt inmitten der Coronavirus-Krise und ein Jahr vor Ablauf seiner Amtszeit aufgebe. Er bedauere es auch, dass er aufhören müsse, ohne alle seine Ziele erreicht zu haben. Dazu gehöre auch die Verfassungsreform. Er werde seine Pflichten erfüllen, bis der neue Ministerpräsident ernannt worden sei, versicherte Abe. Es sei aber nicht an ihm, einen Nachfolger zu benennen.

Abe, der seit Jahren gegen eine chronische Darmentzündung kämpft, sagte, er habe überlegt, ob er auch während seiner medizinischen Behandlung im Amt bleiben solle. Doch er habe entschieden, dass es besser sei, ein politisches Vakuum zu vermeiden. Abe ist seit Dezember 2012 Ministerpräsident und Vorsitzender der Liberaldemokratischen Partei. Seine Amtszeit als Regierungschef würde im September 2021 enden.

Am Montag übertraf Abe den vor einem halben Jahrhundert von seinem Großonkel Eisaku Sato aufgestellten Rekord für die längste ununterbrochene Amtszeit als Ministerpräsident. Abe hat in seiner Amtszeit die Verteidigungsausgaben hochgefahren. Jahr 2014 legte seine Regierung die Verfassung neu aus, so dass japanische Truppen erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg an Auslandseinsätzen teilnehmen konnten.

Japan ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt - nach den USA und China und noch vor Deutschland. Das Land steckt in einer schweren Rezession: Das Bruttoinlandsprodukt brach im zweiten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 27,8 Prozent ein, da in der Corona-Krise sowohl die Exporte als auch der Konsum einbrachen. Mit dem Rekordeinbruch wurden die unter Ministerpräsident Abe und dessen aktiver Wirtschaftsförderung aus lockerer Geldpolitik, hohen Staatsausgaben und Reformen wieder anzukurbeln ("Abenomics") seit 2012 erreichten Zuwächse zunichtegemacht.

(Reuters)